Review: ZYNIC – ‘Fire Walk With Me’

zynik_fire_walk_with_meDie Vorabsingle Dreams In Black And White ließ noch ein paar Fragen offen: Tendieren ZYNIC Richtung funktionalem Electropop oder soll es doch eher melodiös geprägter und damit klassischer Synthiepop sein? Das Album Fire Walk With Me beseitigt alle Ungewissheiten.

ZYNIC – Fire Walk With Me

Auch wenn diese Einschätzung etwas überrascht: Die Single Dreams In Black And White war nicht sonderlich geschickt gewählt. Leicht konsumierbarer Electropop, der in seiner Glätte wenige ‘Marker’ bot. Das lag auch an dem überaus braven Refrain, den man schon beim ersten Kontakt als überhört einordnet – höflich formuliert.

Was zunächst negativ anmutet, wandelt sich in Hinblick auf das Album zum Kompliment. Dieses bietet in weiten Teilen lupenreinen Synthiepop klassischer Machart. Zwanghaft auf Clubs geeicht? Nein. Dann nicht discotauglich? Ebenfalls falsch. Im Fokus stehen Melodien, eingängige bis fast naive Passagen – tanzbar und rhythmisch, aber stets die Songidee wahrend.


Musik für Synthiefreaks, die gerne Camouflage & De/Vision hören oder glauben, dass mit der Auflösung von Elegant Machinery eine musikalische Lücke entstanden ist. Eine moderne, druckvolle Produktion schließt das keineswegs aus und auch Abwechslung ist für ZYNIC keine musikalische Utopie.

ZYNIC und die Essenz des Synthiepops

Fire Walk With Me strahlt Homogenität aus und variiert dennoch. Kein Widerspruch, die Band besitzt die Fähigkeit, in einem bündigen Soundsystem unterschiedliche Facetten zu betonen.

Viele Tracks starten nicht mit einem Knall, sondern entwickeln ihre Eigendynamik. Kleinigkeiten – ein Effekt, eine Melodiewendung oder besonders intensiv betonte Passagen – machen den Reiz des Albums aus.

Aufhorchen lassen zunächst jene Tracks, die ihre durchweg klare Struktur mit einem satten Refrain krönen. Meist genretypisch mit einem nostalgischen Unterton versehen. Der Opener Rescue Me oder My Personal Kryptonite schleichen sich an, packen den Hörer und verankern sich schnell in den geübten Hörwindungen. Trotz poppiger Ausrichtung kennzeichnet diese Nummer eine unauffällige Hartnäckigkeit – ein dosierter Biss, der Fire Walk With Me aufwertet.

Songs zum Relaxen (Shadow Framed Memories) wechseln sich dann mit Nummern ab, die zeitweilig an OMD erinnern (Mourning Light) – bekanntlich keine schlechte Hausmarke. Knuffig wird´s mit Soul For Sale.

Ab und an wirken ein/zwei getragene Songs etwas bieder, ein Kritikpunkt, der allerdings viele Synthiebands trifft. Man denke nur an viele Songs der neueren Erasure. A pros pros Erasure – Almost Silence sollten sich Fans der Band durchaus mal anhören. Pluspunkt für eine Schulze in ‘gut’.

Ein kleines Discofeuerwerk mit 80er Attitüde liefert Who´s To Blame, das mit vergleichsweise dunklen Vocals in der Strophe den schmissigen Refrain garniert.

Any Second Now als Türöffner?

Ein Cover ohne Hintergedanken ist Any Second Now bestimmt nicht. Wer angesichts der Masse neuer Bands Erfolg haben will, muss auffallen. Am besten dockt man bei bestehenden Fanmassen an. Dem Depeche Mode Schwarm zum Beispiel. Immerhin schnappen sich ZYNIC mit Any Second Now keinen Überhit, sondern einen der breiten Masse weniger bekannten Song des ersten DM Albums Speak & Spell.

Taktisch? Ja. Verwerflich – warum? Das Resultat klingt vermutlich besser als die meisten der anstehenden DM-Remixe. Charmant und mit etwas Taktbetonung ziept und fiept sich Any Second Now ins Gehör, mit Zuneigung umgesetzt und sicherlich passend für DM-Parties. Gelungen – wie das Album insgesamt.

Wertung: 8 von 10 Punkten (8/10)

Fire Walk With Me Release Infos

Interpret: ZYNIC
Label: Conzoom Records
Release: April 2011
Stil: Synthiepop

Tracklisting (Promo CD):
1. Rescue Me
2. Dreams In Black And White
3. Shadow Framed Memories
4. My Personal Kryptonite
5. Mourning Light
6. Soul For Sale
7.Who’s To Blame?
8. Any Second Now
9. Almost Silence
10. Absurd Lovesong



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