Review: Escalator – ‘Out Of My Ego’

escalator-out of my egoGut Ding will Weile haben. Selten war eine abgelutschte Phrase so wahr wie bei den Ungarn Escalator. Vor über 20 Jahren begann die damals blutjunge Band damit, differenzierte Electronic Body Music zu fabrizieren, erst jetzt erlangt die versierte Formation mit Out Of My Ego abseits ihres Heimatlandes verstärktes Feedback.

Escalator – Out Of My Ego

Um ihr Comeback nach 17 Jahren zu pushen, gaben Escalator zunächst ihren bisherigen Output umsonst heraus. Schon der erinnerte daran, dass man Anfang der 90er vieles verpasst hat.

Mit einem “frontigen” Outfit visualisieren Escalator ihre packenden EBM Nummern. Auffällig dabei der dezente endachtziger Techno-Touch. In Ungarn schaffte es die Band bis ins Fernsehen, in die hiesige Presselandschaft eher weniger.

2007 transportierte der Track Hivom A Multat (E.V.P. Version) auf dem Electric Tremor Sampler Lieder Der Berge das Potenzial der Band mit Nachdruck ins Gedächtnis.

Out Of My Ego – herausgebracht vom italienischen E/K Product Label – ist ein kurzes Album mit nur 8 Songs. Fast jeder ein Statement für sich. Kein einziger Beitrag von 2RT+TB und IGOR404 offenbart sich als Fall- oder gar Faulobst. Vielmehr redefinieren Escalator die komplexe Spielart der Electronic Body Music. Erinnert Ihr Euch an das F.L.A. Meisterwerk Caustic Grip? Hier kommt sein jüngerer Bruder und der ist mächtig in Form.

Out Of My EgoCaustic Grip im Geiste

Escalator Promo1Vergleiche sind für viele Bands meist nervig, stellen sie doch das Eigene in den Hintergrund. Eine Referenz an das Front Line Assembly Meisterwerk Caustic Grip sollte davon nicht betroffen sein.

Bis heute ein Album, dessen Stil und Qualität wenig angetastet wurde. Zu brillant kam Anfang der 90er das ebenso differenzierte wie wuchtig-militante Werk daher, garniert mit knappen, aber zündenden Melodie-Fragmenten.

Komplexe EBM reloaded by Escalator

Escalator docken an die Sounddichte und das eigenwillige Songwriting an: Zackige Sequenzen, drohende Samples sowie bis zur Perfektion ausgearbeitete Rhythmen bestimmen die Szenerie. All das kombinieren Escalator mit einem leicht effektbeladenen Gesang, der sich in die Tracks eingliedert und sie dennoch antreibt – ab und an mit einem Escalator typischen New Beat Kick versehen.

Ausgeklügelt, subtil bis psychologisch nüchtern, das ist die Wirkung von Out Of My Ego. Mentale EBM – Denken und Tanzen.

Electronic Body Music am Limit?

Fast sinnlos, die Songs nach Qualität darstellen zu wollen. Ob melodisch-anspornend (Rew Stop Play), psychotisch-drohend, dem Jahre 80er Horrorfilm Evil Dead gewidmet (Deeply Buried Psychosis) oder mit expliziter Front Line Assembly Referenz (Biological Countdown) – Escalator blicken in die Tiefe. Stets mit einem scharfen, technisch kalibrierten Blick.

Wer knochentrockenen Sound bevorzugt, wird den nüchternen Opener Bad Constellation mögen. Hier tritt trotz härterer Ausrichtung die Zuneigung zu Clock DVA klar hervor.

Spielzeiten abseits der 7-Minuten Marke

Einige Songs zeichnen sich durch längere Spielzeiten aus. Neben dem Auftakt und Out Of My Ego knacken auch ein quirliges Strike sowie das abschließende, musikalisch experimentelle und über 15 Minuten lange Gepek Lesztek gängige Längen. Kraftwerk Fans werden die Roboterstimmen sicher erfreut zur Kenntnis nehmen.

Subtil retro, dabei erbarmungslos auf Perfektion getrimmt und mit zunehmender Wirkung ausgestattet – viel mehr kann man von einem Album nicht verlangen.

Wertung: 9 von Punkten (9/10) Klangwelt Musiktipp

Out Of My Ego Release Infos

Interpret: Escalator
Label: E/K Product
Release: Juni 2011 (MP3 Download) – März 2011 (CD)
Stil: EBM

Tracklisting:
01. Bad Constellation (4’42″)
02. Rew Stop Play (5’40”)
03. Out Of My Ego (4’36”)
04. Deeply Buried Psychosis (5’13”)
05. Shut Me Off (4’50”)
06. Strike (4’31”)
07. Biological Countdown (4’30”)
08. Gèpek Lesztek (9’40”)



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