Familientreffen VII: Bilder, Sturm & Stompen

familientreffen teaser - pontus stalbergEs ist schon wieder rum: Das Familientreffen VII in Sanderleben zog wie im Fluge – und vor allem als Sturm – vorbei. Vieles bleibt: Erinnerungen an top Auftritte, jede Menge EBM-Enthusiasten und ein Feeling, das schlichtweg seinesgleichen sucht. Da kommt kaum ein größeres Festival mit, bei denen geht es verstärkt es um die “Ware” Szene, beim Familientreffen um die Musik.

EBM pur im Sommer, der keiner sein will

Vergesst Murmeltiere, den Siebenschläfertag und den ganzen Voodoo, der um das Wetter im Sommer fabriziert wird. Es gibt für den Sommer nur eine verlässliche Vorhersage: Immer dann, wenn das Familientreffen startet, dann könnt Ihr sicher von einer extremen Wetterlage ausgehen. Egal wann es im Kalender platziert ist.

Sei es kalt und regnerisch wie so häufig, wüstenheiß wie beim FT VI oder halt herbststürmisch wie dieses Mal. Petrus zeigte sich von den wetterresistenten EBM-Scharen allerdings doch leicht beeindruckt und verzichtete fast durchweg auf Regen. Der Beginn einer langen Freundschaft?

Deutlich voller als im letzten Jahr war es. Man hatte den Eindruck, dass vergleichsweise viele Gäste das erste Mal reinschnupperten. Stimmen die Rückmeldungen, dann hat es ihnen mehr als gefallen.

Bewegung im Sturm

Letztendlich passte das Wetter hervorragend zur Musik. Ungezähmt und energiegeladen. Einmal in Bewegung, verschwindet außer der Band und dem Publikum alles, der Fokus liegt auf Rhythmus, Energie und Feiern. Darum geht es.

Highlights gab´s reichlich und natürlich sind die von den individuellen Favoriten abhängig, jede auftretende Band hat “ihre” Fans vor Ort. Da der eigene Freitag leider der Arbeit zum Opfer fiel, hier ein Blitzlicht des Samstags:

Der Auftakt

Bereits mit dem energiegeladenen Opener Bodystyler war vor der Bühne die Menge sofort in Bewegung. Tech Normader feierten in ihrem Set die Muskelfrauen und hatten sicher den tiefsten und brummigsten Gesang des Tages.

NordarR überzeugte mittendrin richtig, peitschte die Menge mit sehr aggressiven Klängen und Vocals an und drückte während des Auftritts noch die Abscheu vor den Ereignissen in Norwegen aus. Neues Von Gestern lautet einer der besten Titel, musikalisch gesehen war es Hartes von heute. Und mit einem liegt das Proceed Nebenprojekt richtig … wenn ich du wäre, dann wäre ich lieber ich. That´s it.

Das Projekt Sequenz-E hatte hingegen immer mal wieder mit Abmischungsproblemen zu kämpfen. Sehr schade, zum Schluss wurde es glücklicherweise besser.

Eine Dosis Kult mit der Der Prager Handgriff

Der Prager Handgriff ließ sich anschließend feiern und klang etwas differenzierter bis ausladender im Sound, immer ein wohliges 90er Feeling verbreitend. Die Fans dankten es mit viel Betrieb vor der Bühne. Die Band passierte mit den frenetischen Besuchern zusammen die Stationen ihres musikalischen Werdegangs.

Stilistisch auflockernd und etwas abseits purer EBM platziert spielten Coinside und Rummelsnuff. Zweitgenannter überzeugte mit viel Wucht, Videoeinspielungen und großer Fannähe. Einen knackigen Bericht des Familientreffens mit dem Schwerpunkt des Muskelpakets Rummelsnuff liefert die Eisenkumpel-Website. Dort finden sich weitere Bilder des Unikats.

Heimspiel für Spetsnaz

Zu Spetsnaz braucht man nicht viel sagen. Auf die schwedischen EBM-Helden der Neuzeit hatten viele EBM-Fans gewartet und so generierte das Duo mit ihren Fans eine wuchtige Stomper-Party. Hits wie Apathy, Degenerate Ones, Hardcore Hooligans oder Reign Of Wolves wechselten sich mit überraschend vielen melodischen Momenten (Allegiance, Faustpakt, ManGod) ab. Pontus Stålberg lebte dabei seine gesanglichen Fähigkeiten voll aus. Neues Material gab´s ebenfalls um die Ohren und mit der Zugabe That Perfect Body endete das Getümmel auf und vor der Bühne. Wo ist eigentlich die Hose von Drummer Stefan Nilsson geblieben?

The Eternal Afflict hatten es nach Spetsnaz sicher schwer, boten aber eine gute Songsauswahl (u.a. Agony I Like). Natürlich schlossen sie mit San Diego ab. Mittendrin hatte man allerdings mitunter den Eindruck, dass nicht ganz klar war, in welche musikalische Richtung der Auftritt gehen sollte.

Der famose Abschluss: Portion Control

Sei´s drum: Es folgte das Highlight schlechthin: Portion Control. Die Briten hatten eigentlich keine dankbare Aufgabe. Man hing im Zeitplan ca. 150 Minuten hinterher und spielte erst nach 2h morgens. Das ist auch die einzige Kritik an der Organisation. Einige Gäste gönnten sich nach den langen Tagen und dem Auftritt von Spetsnaz eine wohlverdiente Pause. Manche wollten Portion Control sehen, konnten aber nicht mehr.

Dennoch legten die “Oldies” mit Icon los, als gäbe es kein Wiedersehen. Sie waren ja auch lange genug auf dem Gelände rumgeschlichen. Ein pumpender, glasklarer Powersound sowie ein extrem energiegeladener und gut aufgelegter John Whybrews brachte die EBM-Freaks auf Trab. Treibende Bässe, wuchtige Rhythmik und versierte Elektronik-Spielereien – bei der EBM/Industrial Legende passte fast alles.

So gut die 80er Klassiker von Portion Control auch sind, es war die richtige Entscheidung, eher auf das aktuelle Material der letzten beiden Alben Violently Alive und Crop zu setzen. Mit Addiction Rising, Hardman, Relapse, der Zugabe Amnesia sowie der Neueinspielung des Evergreens Chew You To Bits seien nur einige Knaller genannt.

Portion Control provozierten mit den Videoeinspielungen und szenischen Zwischensequenzen einen EBM-Stampf-Psycho-Trip vom Feinsten – immer begleitet von eindringlichen und scharfen Vocals, die mit den zackigen Bewegungen des Frontmanns perfekt harmonierten.

Streicht Portion Control die Rente, die sollen einfach Musik machen, solange sie stehen können. Lust haben sie offensichtlich, schließlich spielten sie die kantige Brain Scraper Death Dive Version gleich zwei Mal, zum Schluss begleitet von EBM Schlachtrufen. Großartig.

Passende Klänge zum Abschied vom FT VII

Abschließend startete die DJ-Aftershow u.a mit Click Click, Ministry und Nitzer Ebb; draußen regnete es jetzt. Durfte es nun auch, schließlich ging ein mehr als gelungener Tag zu Ende.

Bis zum FT VIII oder wollt ihr es FT 2+4+2 nennen?

Bilder vom Familientreffen VII

Der Dank für die Bilder geht an Entrapped, weitere Schnappschüsse seiner Galerie finden sich hier.



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1 thought on “Familientreffen VII: Bilder, Sturm & Stompen”

  1. Bastian sagt:

    Ein sehr ausführlicher und schön geschriebener Artikel! Auch die Fotos beeindrucken. Danke für die Verlinkung!

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