Cold Beats nennt sich ein neues Samplerkonzept, das Bands und Projekte fördert, die sich dem wavigen und minimalen 80er Jahre Undergroundsound verschrieben haben. Die gänzlich unbekannten Formationen interpretieren die Vergangenheit neu und setzen sie behutsam in Szene.
Cold Beats Vol.1 – Wave und Minimalismus
Muss man sich grämen, wenn ein Sampler vorliegt, von dem man tatsächlich keinen einzigen Interpreten kennt und das Label ebenfalls nicht?
Nun, die Flut an Projekten im alternativen elektronischen Segment mit seinen zahllosen Sparten beschwört eine derartige Situation manchmal herauf. Insofern ist die Antwort ein explizites “Nein”.
Aber das ist bestimmt kein Grund, die Ohren zu versperren, denn der Cold Beats Sampler Vol. 1 setzt bewusst Akzente, die nicht so häufig zu finden sind: Er betont den eleganten elektronischen Sound ebenso wie das Experiment mit dem Ton.
So erklingen reihenweise Titel, die glasklar und spartanisch ihre Wirkung entfalten. Mal tanzbar, dann wieder experimentell und “angeschrägt”. Fast wie in den 80ern, als das Wagnis ein Qualitätsmerkmal darstellte.
Kühle Rhythmen und schräge Stimmungen
Gut gewählt der ebenso knappe wie frostige Titel Cold Beats: Die Sounds und das Feeling gemahnen an die Samplerreihe Cold Waves & Minimal Electronics und in speziellen Momenten an die die bekannteren Zwischenfall-Sampler.
Solch ein Vergleich ist als Kompliment zu verstehen und er signalisiert, dass dieser Sampler sich nicht für die angeblich neusten Hits der Szene interessiert.
Cold Beats spricht für sich selbst und schuldet niemanden etwas.
Das Release fordert Zeit und die Bereitschaft, sich auf weniger vom Gleichen einzulassen.
Akustischer Input dieser Art benötigt Spielraum, um seine Wirkung zu entfalten, konsequent ertönt mehr vom Anspruchsvollen und Abwegigen – und zwar ohne auf Krach oder plumpe Schockeffekte zu setzen.
Cold Beats Vol.1 – unbekannte Retromusik mit Qualität
Die Compilation bietet ein kompaktes Ganzes, das vor allem Freunde elektronischer Anmut und düstere Stimmungen ansprechen dürfte.
Die Tracks sind überwiegend instrumental gehalten: Keine “Hits”, sondern spezialisiert auf verschrobene Stimmungen mit analogem Charakter.
Dennoch sticht der Opener Si non sedes iS von Alessandro Parisi etwas hervor, denn er lädt mit seinem wunderbaren Tiefgang zum Eintauchen in eine skurrile Welt ein.
Ihm folgt die passend betitelte Hallucinated Odyssey der Babies In Grey.
Die Nummer besitzt wie die Projekte Volcan und Special Darkness packenden Soundtrackcharakter, dem letztgenannte Band noch einen kernigen Rhythmus spendiert.
Experiment, Atmosphäre und Reduktion
Purer Minimalismus (N01R – Electrical) findet sich ebenso wie typische Wavemusik von Demure For Sure.
Solche Beiträge lockern das Hörerlebnis auf, ehe Mynationshit mit Foolish Flags eine düstere Version früher Electropop-Musik darbieten und sie damit transzendieren.
Ein bis zwei eher unauffällige Songs fügen sich noch ins Gesamtbild ein, zeigen aber auch, dass die Produktionsmöglichkeiten stellenweise nicht komplett ausgereizt sind.
Fazit: Es tut durchaus gut, wenn bis dato wenig bekannte Projekte ein ungewöhnliches (Retro-)Feeling generieren und es modifizieren. Für Minimal Wave Freunde und Anhänger ganz frühem Electropops “kraftwerkscher” Machart ein sehr interessantes Release. Für neugierige Menschen ebenso.
Wertung: 7.5 von 10 Punkten (7.5/10)
Cold Beats Vol.1 Release Infos
Interpret: Sampler
Label: Cold Beats Records
Release: Juni 2014
Stil: Minimal/Wave/Retro
Tracklisting:
1. Alessandro Parisi – Si Non Sede Is
2. Babies In Grey – Hallucinated Odyssey
3. N01R – Electrical Fields
4. Volcan – The Day They Tried To Kill M
5. Demure For Sure – Hollywood
6. Synth Alien – Polar Cell
7. Mynationshit – Foolish Flags
8. Ssleeping DesiresS – Labor
9. Veinhart – Knc Vision
10. Special Darkness – Stock
11. Silk Entry – Body Double
12. Bonus Track: Volcan – Forme Noire
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