Review: Faderhead – ‘Black Friday’

faderhead_black_fridayFaderhead I-III abgeschlossen, Retrospektive veröffentlicht und auch live bekamen alle Freaks die Beats zu spüren. Zeit für neue, akustische Schandtaten und die folgen mit dem neusten Output Black Friday. Reines Clubfutter? Nicht unbedingt.

Faderhead – Black Friday

Tanz Zwo Drei Vier schallt es nach wie vor durch zahlreiche Clubs. Ein Szenehit besonders für eingefleischte Electrojünger – na klar. Dass Faderhead durchaus anders kann, wird beim Hören des neusten Werks Black Friday vor allem zu Beginn klar.

Faderhead & die ruhigen Highlights

Black Friday zeigt sich als streng konzipiertes Werk und widmet sich Stück für Stück einem völlig aus dem Ruder laufenden Freitag: Raus aus den Büro, rein die spaßig-schwülen Clubs – es folgt das unvermeidbar chaotische Ende.

Nach dem EBM-orientierten Auftakt mit Obnoxiated sorgt Hot Bath And A Cold Razor für Gänsehaut. Feinster Electropop, dessen Eigenlogik so völlig anders als die vergleichbarer Genregrößen klingt.

‘Schuld’ ist vermutlich der musikalischen Background Faderheads. Nicht die 80er und New Wave stehen Pate, sondern Techno und Metal. So kurvt der Song völlig anders ins Gehör und drängt sich als Nachfolger für Tracks wie Vanished auf. The Moth And The Fire schließt sich geschmeidig an und der erste Pumptrack Baby Firefly mündet ganz zärtlich in einer schmissigen Melodie.

Clubsicher? Ganz sicher!

Ein bisschen irritierend wirken die technoid-pumpenden Clubhits und TZDV Nachfolger Destroy Improve Rebuild und The Way To Fuck God im Mittelteil. ‘Nummer sicher’ ist das Stichwort: Die Dinger werden bei Teilen des heutigen Publikums funktionieren, klingen aber teils sehr vorhersehbar und hinterlassen das vage Gefühl, das Ganze bereits zu kennen.

Das mag auch am völlig zugemüllten Markt für diese Musik liegen, wobei Faderhead den Großteil seiner Genrekollegen mühelos abhängt. Seine Trademarks – die dröhnenden Beats und der coole und eben wenig splattrige Gesang sorgen dafür.

Das schützt allerdings nicht davor, ein paar wirklich platte Tracks (Scumfucker, Crashkid) hinaus zu tröten. Konzeptuell mögen sie stimmig erscheinen, aber besonders in diesen Momenten vermisst man das Aufgreifen eines knochentrockenen Stils ohne Gerumpel, den Faderhead mit Songs wie The Protagnonist bereits fabriziert hat.

Farbtupfer des schwarzen Freitags

Pussy Rules wartet zwischendurch mit trendigem Dancefloor und saufrechem Sample auf. Es könnte ob der gewählten Machart auch mühelos bei MTV oder VIVA laufen. Irgendwann zwischen gefühlten 100 Serien.

Spannend tönt das an die NIN erinnernde Aim To Misbehave. Die rockigen Einflüsse frischen den Sound auf und das Songwriting passt bei diesem Highlight schlichtweg.

Was bleibt als Gesamteindruck? Ein bisschen Zwiespältigkeit, gleichzeitig ein Stück Gegenwartskultur und immerhin weiß ich jetzt, was Du letzten Freitag getan hast.

Wertung: 6.5 von 10 Punkten (6.5/10)

Black Friday Release Infos

Interpret: Faderhead
Label: L-Tracks Records
Release: 08.10.2010
Stil: Electro

Tracklisting:
01 – Obnoxiated
02 – Escape From The Machine
03 – Hot Bath And A Cold Razor
04 – The Moth And The Fire
05 – Baby Firefly
06 – Destroy Improve Rebuild
07 – Aim To Misbehave
08 – Pussy Rules (featuring Shaolyn)
09 – The Way To Fuck God
10 – Beautiful Freak
11 – The Bitch I Love To Hate (featuring Chris Pohl)
12 – Do You know Who I Think I Am (featuring Ted Phelps)
13 – Scumfucker
14 – Corpus Crisis
15 – Crashkid
16 – Regaining Unconsciousness

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