
Fast 10 Jahre schrauben Combat Company bereits an ihrer Musik und wer die Band ein bisschen kennt, weiß um den immensen Einsatz für ihre Vision gutem Klangs. Engagement und Leidenschaft, das führt mitunter zu Konflikt und Spannungen. Eli van Vegas gibt im Interview sehr genaue und vor allem ehrliche Einblicke ins Bandleben, spricht über kleine Erfolge, über die Fastauflösung und über Änderungen in der Besetzung. Combat Company richten sich neu aus, Zeit für konkrete Nachfragen.
Eli van Vegas im Interview
So oft kommt es nicht vor, einen schonungslosen Einblick in die Prozesse einer Band zu erhalten, welcher die schönen Seiten ebenso benennt wie schwelende Streitherde.
Combat Company sind fast eine Dekade am Start und dennoch ist ihre Geschichte noch nicht erzählt.
Mehr noch: Die Zukunft erscheint offen, Krise und Chance – alles in einem: Frontmann Eli van Vegas äußert sich ausführlich zur derzeitigen Bandsituation, zur Geschichte und zu möglichen Perspektiven.
Im Folgenden besteht die Möglichkeit, sich die Antworten als Video anzuschauen und/oder die Aussagen nachzulesen.
Videoantworten
Das Interview 2015
KW: Combat Company ist bekanntermaßen ein Projekt mit Leidenschaft, das spürt man (nicht nur) bei den Liveauftritten. Viel Engagement bedeutet natürlich Emotion und mitunter Konflikt, man hört von Änderungen in der Band – was ist passiert wie kam es dazu?
Dies war auch der Zeitpunkt, dass wir unsere ursprüngliche Idee das erste Mal halbwegs umsetzen konnten: Electronic Body Music mit eigenen Ansätzen zu interpretieren. In dieser zweiten Phase hatten wir enormes Glück, dass wir von Electric Tremor aus Dessau entdeckt wurden und aus dem kleinen Boom heraus kurzerhand auf dem WGT, dem Familientreffen und im BeatClub spielen konnten. Genau hierfür waren wir zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit, sowohl vom Können her als auch menschlich. Ich würde sogar vermuten, dass hier eine Sollbruchstelle vor uns lag, die geschickt mit guten Konzertangeboten überdeckt wurde. Und danach kam nichts. Ich denke, wir haben unsere Chancen vertan, an den Aufschwung anzuknüpfen.
Ab dieser Phase bin ich persönlich tiefer in die EBM-Szene eingestiegen und regelmäßig zu Veranstaltungen gefahren, oft sogar als reiner Besucher, habe viele Freunde gewonnen und hunderte unvergessliche Momente erlebt. Das ist bei den EBMern ja nicht so einfach, die halten sich ja aufgrund der Historie gerne fern von modernen Ansätzen und sind trotz aller Weltoffenheit zunächst vorsichtig. Andererseits hat sich Homer nirgends blicken lassen, außer, wir haben ein Konzert gespielt oder ihn beinahe zwanghaft mitgenommen. So haben wir uns stärker entfremdet, denn ich sehe mich als Teil der EBM-Familie und bin stolz, in dieser Bestand zu haben. Man kann dies aber nur sein, wenn man auch bereitwillig gibt und sich mal zeigt.
In 2012 gab es dann eine erste große Krise, die wir nach ein paar Monaten Pause mit der Hinzunahme von Marcel gut in den Griff bekommen haben. Zuerst war er als Livedrummer angedacht, inzwischen wurde er für mich aber zum regulären Bestandteil und wichtigen Faktor für die Band. Marcels Einstieg gab vor allem mir einen richtigen Kick, wieder Songs zu schreiben und kurzerhand war das nächste Album fertig. Danach kam aber wieder nichts. Von unterschiedlichem Investitionsverhalten mal ganz abgesehen, ob sozial, in Fleiß oder rein finanziell. Unterm Strich ist nun wohl die Luft in der Gruppendynamik raus und es war die Zeit gekommen, den Problemen mal realistisch in die Augen zu schauen.
Nun habe ich diese Selbstkritik der Band schriftlich an beide in einem Gruppenchat sorgfältig und gut durchdacht auf den Tisch gelegt, bewusst schriftlich, so dass jeder einzeln die Ruhe dafür hat. Man muss dazu sagen, dass es zudem auch um Nebenprojekte ging, die mir in den ganzen Jahren immer ausgeredet wurden, Homer nun aber ein eigenes Nebenprojekt hat. Man sollte sich als Freunde in diesem Punkt unterstützen und nicht hinterm Rücken unfair hetzen, abgesehen davon, dass ich in einer Band die Freundschaft als wertvollsten Faktor empfinde. Als dann persönliche Differenzen auftauchten und ich diese angeprangert habe, hat Homer das Handtuch geschmissen. Zudem sind dort Dinge im Spiel, die es mir kaum mehr ermöglichen, ihm direkt ins Gesicht zu schauen, ohne objektiv zu bleiben. Jetzt stehen wir sicherlich mit zwei gegensätzlichen Meinungen da, ich möchte die Band eigentlich nicht aufgeben, sehe aber keine Chance in einer weiteren Zusammenarbeit und Homer sieht mit seinem Ausstieg die Auflösung der Band. Das Ergebnis ist also noch offen. So kurzum ist das eine gute Zusammenfassung der Geschehnisse, Dreckwäsche möchte ich hier definitiv nicht loswerden.
KW: Was bedeutet das für die Zukunft der Band – Krise, Chance oder einfach neuer Freiraum?
KW: Gibt es eigentlich konkrete Ziele, die Du unbedingt erreichen möchtest? Der Auftritt auf einem größeren Szenefestival, mehr Reichweite …
KW: Zwei Livedrummer zählten bis dato zu den Trademarks von CC, ist das endgültig Vergangenheit oder ist bei den zukünftige Konzerten ein weiteres Livemitglied angedacht?
KW: Wo wir gerade beim Livethema sind: Beim EBM Stomp in Kassel seit ihr ja so gut wie immer mit abwechslungsreichen Sets am Start, wo sieht man Euch demnächst sonst noch?
KW: …bald naht das Zehnjährige, was ist von Euch anlässlich dieses Jubiläums zu erwarten?
KW: Du und Marcel seid ja durchaus als umtriebig zu bezeichnen – Marcel ist ja mit Hätzer und als Drummer von Jäger 90 aktiv, von Dir steht auch etwas Neues an?
Über Zweite Jugend habe ich ja bereits gesprochen. Marcel und ich hatten schon vor etwa zwei Jahren die Idee, eine etwas rohere Form von elektronischer Musik zu machen. Seine Freundin Jojo gab wie aus dem Nichts kommend, noch vollkommen im Schwung des Familientreffens den Namen dafür. Hierfür bin ich ihr dankbar und ich stehe bei ihr sicherlich in lebenslänglicher Pfeffischuld. Nun kann Marcel auch noch seine emotionalen Motivationsschübe, die er bei Jäger90 und Hätzer bekommt, einbeziehen. Ich denke, spätestens zu 2016 könnten wir möglicherweise eine erste Veröffentlichung haben.
Darüber hinaus arbeite ich seit gut 1,5 Jahren an trafo21. Dies sollte ursprünglich meine kleine Nebenvorliebe für belgische EBM verarbeiten – immerhin bin ich großer Fan von The Klinik oder Absolute Body Control – und durch und durch analog und avantgardistisch sein, quasi als ein Gegenpol zu Combat Company. Im Laufe der Zeit habe ich niemand geringeres als Bert Fleißig hinzugewonnen, mit dem ich gerade die Produktion aus dem bisherigen Material angefangen habe. Aber wir wollen uns auch die Zeit lassen, die ein solches Projekt braucht, wenn ich auch in der Vorproduktion bereits mehr als genügend Material angesammelt habe. Bert ist noch viel kritischer als ich selbst, so dass wir im Laufe des Jahres an den Songs weiter feilen wollen. Ob und wie er seine Rolle in dem Projekt finden wird, ist auch noch etwas unklar, ich bin da wohl etwas schneller. Aber er ist viel erfahrener, was genau diesem Projekt sehr gut bekommt und ich sollte als Jüngling mal auf den erfahrenen Mann hören. Ein paar erste Snippets beziehungsweise Demos aus der Vorproduktion gibt es in Kürze aber bereits. Einen instrumentalen Song habe ich ja auch schon im letzten Jahr veröffentlicht. Wenn wir auch weniger darauf achten wollen, so kann ich doch nicht aus meiner Haut des Kommunikationsdesigners und setze gerne mal ein wenig primäre Marktforschung ein, um zu wissen, dass man nicht ins vollkommen Leere arbeitet.
Abschließend möchte ich aber nochmal auf das Kernthema zu sprechen kommen. Ich bin Homer sehr dankbar für viele Jahre und auch einige sehr wertvolle Erfahrungen, die ich ohne ihn nicht hätte machen können oder eben nur erschwert. Und schlussendlich wünsche ich ihm trotz allem auch jeden erdenklichen Erfolg mit seinen musikalischen Projekten und nicht zu vergessen: Man sieht sich immer zwei Mal im Leben.
KW: Vielen Dank für die wirklich sehr detaillierten Antworten!
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