Auf eine aufregende Reise schicken Human Steel ihre Hörer mit Year01. Die Ideen der polnischen Formation stammen nicht ausschließlich aus dem temporeichen EBM-Segment, experimentelle Passagen und weitere Einflüsse gestalten den bisweilen futuristischen Trip abwechslungsreich und interessant. Und manchmal auch nachdenklich bis humorvoll.
Human Steel – Year01
Wojciech “Lindstorm” Gierowski und Aleksander Czekański sind jetzt schon einige Jahre am Start. Die Muisker halten mit ihrem Einsatz die Body Music in Polen am Leben. Vom Start weg beschränkten sie sich nicht nur auf harte und straighte EBM-Nummern – es existierte immer Raum für Gewagtes und für eindringliche Stimmungsszenarien.
Diesen Weg setzt man auf der neuerlichen Reise namens Year01 fort. Schon das schleppende Intro evoziert ein düster-futuristisches Szenario und geht schnell unter die Haut. Zukunft? Das ist kein Selbstläufer und diese Ungewissheit findet hier ihren akustischen Niederschlag.
Energie und düstere Visionen
Year01 überzeugt auf der einen Seite mit treibenden und vitalen EBM Nummern, deren monotone Sequenzen mit dem Temperament im Vortrag konkurrieren. Dabei schleichen sich immer wieder unerwartete Sounds in das wohlige old school Setting ein. Implizit steigt der Appell, sich dem Ganzen zuckend auf dem Dancefloor zu widmen, deutlich an.
Nicht nur Titelnamen wie Planet Sun betonen den futuristischen Anspruch, auch inhaltlich werden zukünftige Szenarien beschworen und gefühlt gleichzeitig hinterfragt. Geschickt spielt die Band mit Tempowechseln und schafft es, sowohl eingängig-poppige als auch abgefahren-experimentelle Momente in die Tracks einzubauen.
Year01 wird dadurch unvorhersehbarer, so sollte eine Reise ins beschworene Jahr 01 auch ausfallen. Ganz stark schafft es etwa das schnelle und “electropunkig” anmutende Warning, harte und sequentielle Sounds mit einer fast nachdenklichen Joy Division Stimmung zu einen. Das überzeugte schon live und auf dem Albums nochmals explizit.
Der Humor geht auf diesem Trip übrigens nicht flöten, dafür sorgen nicht ganz so seriöse Nummern wie Orangensaft oder Autobahn. Zweitgenannr Titel bietet dann auch diverse deutsche Textpassagen, man kennt ja den hiesigen Autobahnfimmel. Ein gelungener Seitenhieb.
Mut zum Ungewöhnlichen
Dass die Musiker Ungewöhnliches verbinden können, zeigt sich deutlich bei Utilization: Dessen experimentelle old school Sounds kämpfen mit einer anfangs sehr poppigen Melodie. Hey, das ist richtig originell!
Ufos Exist verabschiedet sich dann komplett von gängigen Erwartungen. Es ist sehr minimal gehalten und besteht fast nur aus Samples. Science Fiction pur, denn die beschworene Stimmung fängt den Hörer schnell ein – und macht fast etwas weich in der Birne.
Outer Space rundet das Thema des Albums dann abschließend und in eingängiger Weise ab. Zu schnell ist damizt die Reise vorbei. Ein Indikator, dass die Musik einfach stimmt.
Fazit: Einfach eine abwechslungsreiche und bisweilen überraschende Scheibe, die ihre EBM-Orientierung zwar nie verleugnet, sich aber doch die Freiheit nimmt, abseits der Genregrenzen zu gaunern. Oftmals wertet ein futuristisches Grundfeeling die Stimmung auf. Stoff für die passenden Clubs ist ebenfalls an Bord und man kann der Band nur gönnen, dass sie noch bekannter wird. Denn die Qualität und der nötige musikalische Mut sind auf jeden Fall vorhanden.
Wertung: 8.5 von 10 Punkten (8.5/10)
Year01 Release Infos
Interpret: Human Steel
Label: Eigenvertrieb via Bandcamp
Release: Frühjahr 2017
Stil: EBM / Electro
Tracklisting:
1. 01 04:10
2. Steel And Hammer 04:00
3. Planet Sun 05:24
4. Warning! 03:12
5. Utilization 04:34
6. Orangensaft 04:31
7. Autobahn 04:00
8. Behind The Walls (Space Punk Version) 03:19
9. UFOs Exist 04:28
10. Outer Space 06:01
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