Konzertbericht: Front 242 beim Christmas Ball 2009 in Hannover

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photo credit: Guido van Nispen
 Bild vom Sinnersday (11.01.2009)

Konzertbericht vom Christmas Ball 2009

Das musikalisch vielversprechende Jahr 2009 fand am 27.12.2009 mit dem Christmas Ball 2009 in Hannover einen passenden Ausklang. Front 242, Covenant, Welle:Erdball, Suicide Commando und Destroid gaben sich die Ehre.

Christmas Ball 2009: ‘Voll’ wäre die Untertreibung des Jahres

Es war bei der leicht verspäteten Ankunft zu Klängen von Suicide Commando schon unglaublich voll. Viele bekannte Gesichter drängten sich durch die Massen und das Erreichen einer Theke erforderte echt Geduld.

Welle:Erdball & Covenant

Welle:Erdball hatten anschließend Heimrecht und das merkte man auch. Gut gelaunt spielten sie ihre minimalistischen Hits, begleiteten das Ganze mit lockeren Sprüchen und versetzten einen Teil der Gäste ordentlich in Bewegung.

Dass es ein paar Probleme mit den Konfetti-Kanonen gab, das war weder wild noch ärgerlich und wurde einfach mit Humor genommen.

Covenant sind – wie beim Amphibericht schon angemerkt – live recht vorhersehbar. Immer routiniert und meist mit sehr wuchtigem Sound, so auch in Hannover.

Leider gingen einige hohe Töne und mitunter der Gesang im eh anfälligen Capitol etwas unter. So bleibt eine gespaltene Einschätzung: Für Covenantfans ein guter Auftritt. Anderen Gästen war das Ganze einfach zu glatt, auch wenn beispielsweise Bullet wirklich gut vorgetragen wurde.

Ungewöhnlich: Sänger Eskil leistete sich ein paar Aussetzer.

Front 242

Endlich war es soweit: Mit Front 242 betrat jene Band die Bühne, die seit den 80er Jahren so viele EBM-Fans musikalisch geprägt hat. Gefühlte 3/4 des Publikums hatten genau auf diesen Moment gewartet. Für mich zudem das erste Front 242 Konzert seit über zwölf Jahren.

Statt des erwarteten neuen Hammerintros 98 [Youtube-Video 28.12./Bochum] legten sie gleich mit ihrem TBM-Smasher Happiness los.

Es folgten Schweiß, blaue Flecken und der Versuch, sich vorne auf den Beinen zu halten. So wie immer also.

Kultige Momente

Die Setlist bot tolle Momente: Moldavia ist live ein Kracher, den Commando Mix und Take One hatte ich bis dato live noch nie gehört. Es waren ganz starke Versionen mit richtig dichter Atmosphäre. Das schleppend-stampfige Circling Overland punktete ebenfalls.

Gänsehaut auch beim Vortrag von Kampfbereit mit einem Einschub von Kraftwerks Radioaktivität.

Front 242 Klassiker

Dass bekannte Hits wie Headhunter, Welcome To Paradise, Im Rhythmus Bleiben und No Shuffle kraftvoll gefeiert worden sind, braucht man kaum zu erwähnen. Erfreulich, dass Quite Unusual ebenfalls gespielt wurde.

Einzig mit Religion werde ich live nicht warm. Die eigentlich ordentliche Nummer ist eh schon sehr unruhig, da nervt ein hibbeliger Rhythmus schnell. Tragedy For You, Motion oder Punish Your Machine wäre vermutlich die bessere Wahl gewesen.

Der Sound

Es gab ganz unterschiedliche Rückmeldungen über die Soundqualität. Der Klang schien jeweils vom Platz abzuhängen. Vorne war der Sound bis auf 2-3 Tracks in der Mitte des Konzerts druckvoll und sehr laut. Die Stimme von Jean-Luc De Meyer konnte man meist klar hören. Dass der Mann singen kann, zeigte sich deutlich beim ruhigen Loud, einem der besten neueren Stücke der Belgier.

Front 242 – immer noch in Form

Von Front 242 können sich viele Bands immer noch ne Scheibe abschneiden. Die Band hat in den letzten Jahren die technoiden Elemente reduziert, was ihrem Livesound einfach wieder mehr Spirit verleiht.

Nach wie vor verbreiten Richard 23 und Jean-Luc De Meyer eine unglaubliche Dynamik auf der Bühne. Die Visualisierungen im Hintergrund passen perfekt zu den Tracks, werden aber nicht zu aufdringlich gestaltet.

Fazit: Ein starker Auftritt mit wenigen Mängeln.

Die Aftershowparty

Stark auch die Aftershowparty: Obwohl das Festival auf einen Sonntag fiel, war sie gut besucht und musikalisch einfach rund.

Da reihten sich klassische EBM-Formationen (Shift, Machineries Of Joy..) nahtlos an neuere EBM-Acts (Jäger 90, Spetsnaz…) und alles wurde gut angenommen.

Für Electrojünger gab es ebenfalls immer wieder passende Einschübe und sogar die Killers fanden ihren Weg in die Boxen.

Vom unterkühlten Ruf, der Hannover manchmal vorauseilt, war nichts zu spüren. Nächstes Jahr wieder?



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5 thoughts on “Konzertbericht: Front 242 beim Christmas Ball 2009 in Hannover”

  1. Lisa sagt:

    Genial!

    Mir ging es weitesgehend ähnlich.
    Da Welle:Erdball von vornherein nicht unbedingt zu meinen Favoritenbands gehörte gibts von mir dafür ein “ganz nett”, den Sound fand ich gut.
    Covenant fand ich persönlich viel zu basslastig, das war ziemlich an meiner persönlichen Schmerzgrenze – mit Ohrenstöpseln wärs wahrscheinlich perfekt gewesen . “Bullet” war gut, bei allem anderen gingen Stimme und Keyboards ziemlich in den Bässen unter.
    Front242 fand ich persönlich ebenfalls genial. Religion hätte wirklich nicht unbedingt sein müssen, dafür fehlte Tragedy – aber immerhin konnte man vorne drin dann auch mal verschnaufen.

    Abgesehen vom alljährlichen Toilettenchaos und Bier aus Plastikbechern (was durchaus vernünftig und sinnvoll ist, aber trotzdem irgendwie nicht schmeckt) sowie den Deppen, die kurz vor Kampfbeginn bei Front noch mit vollen Getränkebechern nach vornhin durch sind… wars echt gelungen.

    Fazit: Front waren geil!

  2. alf sagt:

    es tut mir leid, dass ihr erst zu Suicide Comando angekommen seid. so ist euch ein wirklich geiler auftritt von Destroid als opener entgangen. man hat bei denen schon bemerkt, dass daniel meyer sein handwerk auch schon bei anderen bands/projekten (u.a. HAUJUB, Covenant) unter beweis stellen konnte. die alten sowie die neuen tracks von der kommenden e.p. haben mich vollends überzeugt.

    Suicide Comando haben mich ähnlich wie Covenant schwer enttäuscht. der unterhaltungswert bei SC war für mich weit unterhalb der mindestgreze des erträglichem. ich mag einfach keine bands, die auch live den verzerrer nicht weglassen können. musiklisch war es auch mehr einheitsbrei.

    Covenant haben für mich einen der schlechtesten gigs abgeliefert, den ich bei den herren seit vielen jahren erlebt habe. eskil hatte diverse textpatzer und wirkte körperlich/gestig desolat. hat mich ein wenig gewundert und viel enttäuscht. :-(

    Welle:Erdball bieten zwar keine musikalischen glanzleistungen; der unterhaltungswert ist aber enorm. ich hatte eigentlich schon vor jahren mit denen abgeschlossen, verspüre aber gerade durch den auftritt das bedürfnis, die albem mal wieder vorzuholen.

    FRONT242 waren für mich der burner des abends. mein letztes Front-Konzert liegt schon locker 20 jahre zurück. daher war ich dann doch entzückt, die alte garde mal wieder zu sehen. wir standen oben auf der balustrade ganz hinten und hatten viel platz zum tanzen. okay, der sound war nicht wirklich toll da oben, aber man hatte seine ruhe und man war nicht so eingeengt wie zuvor bei den anderen bands unten an der bühne. ;-)

    nach meinem 2. “christmas ball” in hannover bin ich immer noch hin und weg. auch wenn ich am überlegen bin, ob wir nächstes jahr wieder hin fahre. sollten Covenant wieder dort spielen, wäre ich nicht abgeneigt, dann mal zu hause zu bleiben.

  3. Bianca sagt:

    Hallo! auch ich war im Capitol anwesend und ich fands auch Hammer!!! Die Akustik dort ist ja immer so eine sache und am besten gefallen hat mir diesmal ” Destroid”. Covenant,wegen denen ich eigentlich hautsächlich dort war, waren für mich eher enttäuschend. Aber hat eigentlich irgendjemand mitbekommen,daß Steve Naghavi von And One im VIP Bereich anwesend war???? *grins* Der hatte sich gut versteckt… wurde aber doch erkannt-ätsch!
    Alles in allem eine Superstimmung und ausverkauft bis auf den letzten Platz!! Gerne wieder!! Besten Gruß aus Hannover

    1. klangwelt sagt:

      Steve Naghavi ist offensichtlich gerne bei Konzerten in Hannover, zumindest bei Spetsnaz im April 2008 turnte er auch rum. Bei der Stimmung gebe ich Dir recht, die war großartig und Fülle der Gäste bei dem Festival war wirklich enorm.

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