Review: Edge Of Dawn – Anything That Gets You Through The Night

edge of dawn - anything that gets you through the night cover“Edge Of Dawn, ist das nicht der Typ von Seabound?” – eine häufige Reaktion auf das Projekt von Sänger Frank M. Spinath. Anything That Gets You Through The Night wird dies vermutlich ändern: Ein Werk, das Maßstäbe im Bereich elektronischer Musik mit Melodie und Anspruch setzt.

Edge Of Dawn – Das zweite Album Anything That Gets You Through The Night

Anything That Gets You Through The Night beerbt das Album Enjoy The Fall aus dem Jahre 2007. Das Debut beeindruckte damals mit modernen und melodischen Electroklängen weitab gängiger Standards und setzte sich inhaltlich u.a. mit der sogenannten Borderline-Störung auseinander.

Das neue Album von Frank M. Spinath und Mario Schumacher behandelt das ‘Überleben” in der Nacht. Es führt den Hörer durch dämmrige Räume, diffuse Situationen, unterschwellige Bedrohungen und erregt-alkoholvernebelte Szenerien abseits der Tagesrealität. Ein Trip, mal schön, mal erschreckend, aber durchweg überzeugend.

Edge Of Dawn zelebrieren versierten Electropop

Edge Of Dawn fabrizieren meisterhaft inszenierte Electropopsongs mit einer stilistischen Spannbreite, die in diesem Genre sonst selten zu finden ist. Die Kompositionen des Duos überraschen mit variablen Gesang, der von dominant-anweisend bis fast zerbrechlich reicht. Die ausgefeilten Arrangements bieten immer wieder unvorhersehbare Wendungen und vermeiden konsequent ausgelutschte Sounds.

Dabei können Edge Of Dawn durchaus clubtauglich klingen: Alle The Time oder Stage Fright spielen mit gradlinigen Rhythmen und trockenen Electrosounds. Der Gesang kommt nie überproduziert oder spektakulär daher, sondern sorgt mit kleinen emotionalen Windungen für das Typische im Klang der Band.

Den Gegenpol liefert Capture, ein orchestrales Stück in bester Twice A Men Tradition mit gesprochenen deutschen Vocals.

Mit Sirens Call oder dem Auftaktsong Beyond The Gate definieren Edge Of Dawn modernen Electropop, dessen unterschwelliger Pathos und souveräner Sound eine Klasse für sich darstellt.

Zeitlos und ausgetüftelt

Es fällt schwer, sich auf ein Highlight festzulegen – zu viele Tracks besitzen ein besonderes Feeling oder Hitpotential.

Ganz subjektiv stechen Valid World und In Your Sleep hervor: Beide Songs exerzieren geradezu packende Melodien und zeichnen sich durch eine verspielte Rhythmik aus, die nicht unwesentlich an Fragmented von Front Line Assembly erinnert.

Valid World perfektioniert kontrastreiche Vocals und der fast wackelige Vortag des Chorus harmoniert glänzend mit dem sozialkritischen Text über Alltagszwänge, Perfektion und drohendes Scheitern.

In Your Sleep integriert spielend einen knackigen EBM-Basslauf und holt sich so eine angenehme Schärfe, um dann wieder das Tempo dosiert zu drosseln. Der Refrain fräßt sich in den Gehörgängen fest, hebt er doch ganz bewusst vom recht komplexen Arrangement des Songs ab.

Edge Of Dawn stülpen die verschiedenen Einflüsse den Songs nicht über, sie assimilieren diese in bester Borg-Manier in ihr Klang-Universum. Star Trek Fans werden wissen, was damit gemeint ist.

Anything That Gets You Through The Night ist zur Zeit im weit gefassten Bereich des Electropop konkurrenzlos. Das spricht nicht unbedingt für die Konkurrenz zeigt aber auch, wie gelungen das Werk ist.

Wertung: 9.0 von 10 Punkten (9.0/10)Klangwelt Musiktipp

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