Er ist wieder da: Ion Javelin, Kopf und Stimme des deutschen Techno-Kult-Acts Moskwa TV aus den späteren 80ern. Der Sänger und Songwriter schlug seinerzeit mit Moskwa TV die Brücke von frühem Techno – mit großem Einfluß auf die damalige Techno-/Electro-Szene – hin zu anspruchsvollem Electro-Pop. Die Band hinterließ mehr als einen Klassiker.
Ion Javelin: vom Techno-Trendsetting zur Pop Art
Generator 7/8 hallte es vor über 20 Jahren durch die Clubs. Neben dem wegweisendem Tekno Talk Bombing Mix anhören) einer der Klassiker von Moskwa TV. Die Nummer erinnert an die kurze Zeit vor der anrollenden Technowelle: Jene Ära, in der aufkommende technoide Klänge, New Beat und EBM-Einfüsse eine Club-Musik mit besonderem Charme formten.
Moskwa TV Protagonist Ion Javelin hat nun in enger Zusammenarbeit mit Andreas Velte und Christian Walter (Fruit, Klanghouse-Studio – Nils van Gogh, Mundstuhl, Automanic u. a.), Paul-Alexander Schulte (Earth Nation, Vorsprung durch Technik, Winson, Laith Al-Deen, DAF, Silicon Funk) und Mike Burn (Mike Burn & Friends, The Mabuse Project – mit Kai Eckhardt, Sean Rickman & David Haynes & Burn/Hewer/Iorio mit Mark Hewer & Daniel Iorio) das Art Pop-Album Time for Change produziert – es erscheint am 25.05.2011.
Es klingt im Vergleich schlichtweg anders als die frühen Moskwa TV Nummern: Vielfältigste Elektronik, genreübergreifend vorgetragen, ohne dabei jedoch zentrale Merkmale gerade des letzten Moskwa-Albums Javelin missen zu lassen.
Genre übergreifender Ansatz
Ausgeklügelte Kompositionen und charismatischer, in den Refrains oft mehrstimmiger Gesang treffen auf fein abgestimmte, lebendige Arrangements, die ab und an Platz für (auch akustische) Soli lassen. Und so tummeln sich lupenreine Electropop-Nummern neben szenisch-wavigen Ideen, umgarnt von gradlinigen Clubtracks, Minimalismus und soundtrackartigen Gebilden.
Ion Javelin generiert dabei anspruchsvolle Texte mit psychologischen, politischen und philosophischen Bezügen – keine Szenemusik an sich, sondern ein individuelles Statement. Fordernd, anders, durchdacht und bewusst das Risiko eingehend, immer ein bisschen zwischen den Stühlen zu sitzen.
Ion Javelin Biographie
Ion Javelin war Kopf und Stimme des deutschen Techno-Kult-Acts der späteren 80er: Moskwa TV schlug die Brücke von frühem Techno – mit großem Einfluß auf die damalige Techno-/Electro-Szene – hin zu anspruchsvollem Electro-Pop; Veröffentlichungen in ganz Europa, den USA, Südamerika und Kanada, 2-malige Notierung in den US-Billboard-Charts, 3 LPs, zahlreiche Singles & Compilations.
In den 90ern produzierte Javelin neben zahlreichen Einzeltiteln 2 komplette Alben, eines davon mit dem Keyboarder und renommierten Produzenten Volker Barber [Rob & Fab, Moskwa TV, Cantara, Jade]. Beide sind jedoch bis heute unveröffentlicht, da die Majors – trotz großer Beachtung des Materials – damals der Meinung waren, diese Musik sei in von Techno, House und Hip Hop dominierten Zeiten in großem Stil nicht vermarktbar
Javelin verzichtete auf eine VÖ im Independent-Segment, ließ sich indes nicht beirren, produzierte weiterhin seinen Stil von Musik und ging vereinzelt auch Kooperationen ein, z.B. mit Chandeen oder Pascal FEOS.
Javelins mehrjährige Zusammenarbeit mit Harald Löwy, dem Songwriter von Chandeen, heute Label-Chef von Kalinkaland Records, führte zu dem Projekt ‘Broken Surface’. Das auf einem seiner literarischen Essays basierende und daher ausschließlich nach künstlerischen Kriterien produzierte Konzept-Album erzählt die zusammenhängende, expressionistisch anmutende Geschichte eines Kulturschocks, den ein Fremder auf seinem Trip durch N.Y.C. durchlebt.
Seitdem folgten Kollaborationen mit den Disco Boys, In strict Confidence (Chart-Entries) u. a..
Time For Change Tracklisting
1. (We Shouldn´t) Take A Chance (extended Version)
2. Lose Myself
3. The Ability To Change
4. Being Boiled (extended Version)
5. Walking Through The Rain (arr. Veil/Duo Version)
6. Paranoia
7. There Is Somethin’
8. Generator X.O.7/8 (Electro Version)
9. Let Her Go
10. A Place In The City
Ion Javelin als modernes Element des 80er Revivals
Time for Change wendet sich an an Jeden, der an ideenreicher und intensiver, vorwiegend auf synthetischen Klangerzeugern basierender, aber dennoch organischer Musik interessiert ist und klaren Gesang mit unverwechselbarem Timbre schätzt. Stimmlich ein stark emotionaler Einzelgänger, irgendwo zwischen Gahan, Sylvian, Heppner, Hutchence, le Bon und dem frühen Ferry.
Gerade aufgrund des bereits seit einigen Jahren konstant anhaltenden 80er-Revivals (IAMX, Heaven 17, Duran Duran, Hurts, Wolfsheim, De/Vision, Air etc.) dürften sich auch jüngere Hörer in der Musik Ion Javelins gut zurecht finden.
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