Review: Mr. Dupont – ‘Neon Radio’

Mr. Dupont - Neon Radio

Mr. Dupont - Neon RadioMr. Dupont aka Christoph Lemke lässt es bekanntlich an den NordarR-Drums oder als MRDTC-Member richtig scheppern. Dahinter steckt aber kein Zwang. Denn unter seinem Projektnamen Mr. Dupont steht das Erlebnis elektronischer Musik im Vordergrund, wie das aktuelle Album Neon Radio elegant aufzeigt.

Mr. Dupont – Neon Radio

Mr Dupont spielt auf Neon Radio mit analogen Sounds und betont seinen Hang zur innovativen Frühphase elektronischer Klangkunst mit pfiffig-retrospktiven Tracks.

Die spürbare Hingabe zu der Kraftwerk-Anmut jener Tage trifft auf versiertes, bisweilen frühtechnoides Rhythmusspiel (Fiasko) sowie auf eine explizite Wucht, die sich aus der bekannten EBM-Leidenschaft speist.

Diese Art bewusst eingespielter Retromusik kennzeichnet nicht nur das Aufgreifen eines nostalgischen “Damals-Gefühls”; sie appelliert zudem energisch: Rhythmik und Anmut, Bass und Stimmung – das sind nicht zwangsläufig Gegensätze.

Die Fusion dieser Elemente belebt die Schallwellen, wie etwa im gradlinig-packenden Distraction spürbar.

Instrumentale Eleganz

Die Tracks funktionieren sowohl als einzelnes Sounderlebnis, als auch im stimmigen Gesamtkonzept analogen Charmes.

Ein instrumentaler, klar strukturierter Soundtrack, gespickt mit akustischen Reminiszenzen und Spielereien sowie der oder anderen Referenz an die Computerspiele der frühen 80er Jahre.

Die Vorabsingle Analogic steht exemplarisch für diese versierte Mixtur.

Mehr als nur Musik-Zitate

Glücklicherweise verliert sich das Album nicht in Zitaten, neben den anschiebenden Rhythmen sorgen überraschende Wendungen innerhalb der Tracks für den nötigen Schwung – wie etwa in der sich stetig steigernden 80s-Disco-Nummer Together zu vernehmen.

Denn New Age Musik will Mr. Dupont nicht fabrizieren und Neon Radio vermeidet diese Sackgasse stilsicher. Elektronische Musik zeigt nach vorne, auch wenn sie liebevoll “retro” dargeboten wird.

Sicher ist Neon Radio in seiner überwiegend instrumentalen Machart zudem etwas, woran man sich gewöhnen muss. Es ist kein Werk für Zwischendurchhörer, die auf den einen catchy Refrain warten.

Braucht so eine Scheibe eigentlich Gesang? Vielleicht würden einige Titel mit dosiertem Vocaleinsatz sogar noch an Wirkung gewinnen und damit die oder andere Länge auffangen.

Andererseits lädt Mr. Dupont konsequent zu einer etwas umfangreicheren Rundreise ein. Womöglich lenkt klassischer Gesang genau von dem Soundtrack zu eben dieser Rundreise ab. Sicher ein Punkt, über den man lange diskutieren kann.

Soundbotschaft – der Sound als Botschaft

Zurück zur Musik: Höhepunkte wie das fabelhafte und dezent naive Liebeslied oder Without Her kommen betont einfach daher und docken dennoch (oder deswegen) schnell beim zugewandten Hörer an.

Die stilsichere und vor allem stimmige Soundauswahl verleiht dem Werk in dieser Hinsicht eine laszive Selbstverständlichkeit.

Den etwas experimentelleren Gegenpol bilden unglaublich Kraftwerk-nahe Titel wie Recher, die den Sound als Botschaft definieren. Hier zirpt und knarzt es in bester Klangforschungsmanier. Fast schon beschämend für die ganzen Preset-Kiddies.

Fazit: Neon Radio bringt nicht nur nostalgische Gefühle mit sich. Das Album betont die Eleganz und zudem das Futuristische in der elektronischen Musik, wie man beides aus den 80er Jahren kennt.

Stets pfiffig arrangiert, führt Mr. Dupont den Hörer durch rhythmisch aufgewertet Soundgemälde. Einfach schön zu hören und ein abgestimmter Soundtrip.

Wertung: 7.5 von 10 Punkten (7.5/10)

Release Infos

Interpret: Mr. Dupont
Label: self released via Bandcamp
Release: 10.10.2013
Stil: Retro/EBM/Electronic

Tracklisting:
1. Phobia 04:21
2. Liebeslied 04:26
3. Rechner 03:23
4. Aerorhythmic 02:58
5. Fiasko 03:36
6. Interview 04:08
7. Together 03:43
8. Analogic 03:27
9. Colours 04:23
10. Distracted 04:13
11. Without Her 04:12
12. Stereo 03:41