Eine ebenso technoides wie analog geprägtes Album legen Holm/Mirland mit In Control vor. Das Duo attackiert den Hörer auf mehreren Ebenen, lässt Ruhiges mit tanzbaren und dissonanten Passagen konkurrieren und schafft so ein forderndes elektronisches Werk.
Holm/Mirland – In Control
Holm/Mirland besteht seit dem Start 2012 aus Kim Holm (Recession Festival) und John R. Mirland (Mechanical Principle). Ihre Obsession ist die Energie, die Dynamik und die Neugier an ungewöhnlichen Inszenierungen dieser Schwerpunkte.
Die Musik von Holm/Mirland basiert auf analogem Vorgehen und greift dabei explizit auf Strukturen und die reduzierte Machart des Minimal-Techno zurück. Gleichzeitig spielt das Duo in seinen Tracks mit verqueren Industrial-Stimmungen, das macht den Reiz aus.
In Control zeit sich vielseitig: Extrem reduziert und schleppend wie beim gespenstischen Opener Numb oder The Mind´s Eye, dann wieder EBM-nah und auffordern treibend wie etwa beim Titeltrack In Control.
Dazu treten psychedelische Ausflüge, mentale Musik, beheimatet in abwegigen Windungen des Gehirns (Mindscape Part I und II).
Vielseitig analog
Das nüchterne Element gemahnt in einigen Sequenzen an Bands wie Clock DVA und Lassigue Bendthaus. Holm/Mirland lassen es brodeln, zischen und bewusst monoton wabern. Aber stets kontrolliert, es ist ihr musikalisches Gebräu.
Die Musiker agieren konsequent, sie sind In Control. Die knochentrockenen und wissenschaftlich-perfekten Sequenzen lassen keinen Zweifel. Der Sprechgesang duldet ebenfalls keinen Widerspruch.
Genau diese harte Facette lebt das Duo etwa beim satten Stampfer Voices aus. Adrenalin und Wissenschaft in Tonform, kein Widerspruch, vielmehr ein kleiner Bastard.
Mindmusic
Und doch hält im Background der Musik fast nebenbei die Dissonanz Einzug, das Unbehagen, welches Holm/Mirland so gerne mitschwingen lassen.
The Last Ride zelebriert ein beängstigendes Szenario, wie es The Klinik so gut erschaffen können und markiert die Speerspitze des Werks.
“Watching The Inside” singen Holm/Mirland – der perfekte Soundtrack zur Riese ins Innere, Mindmusic. Das schräg-tanzbare Awake schließt das abwechslungsreiche Album ab.
Fazit: So kontrolliert und exakt die Musik von Holm/Mirland inszeniert ist, die Musiker ergänzen das Soundbild mit unterschwelligen Stimmungen und Dissonanzen. Sie fordern und erschrecken, laden zum Tanzen ein und verordnen prompt Ruhe. Ein spannend-reduziertes Werk mit frühtechnoidem Flair.
Wertung: 8.5 von 10 Punkten (8.5/10)
In Control Release Infos
Interpret: Holm/Mirland
Label: Robotik
Release: 20.06.2014
Stil: Techno/EBM
Tracklisting:
1.Numb
2.In Control 04:07
3.Hiding Place 04:24
4.Mindscape Pt. 1
5.The Mind’s Eye
6.Last Ride 05:04
7.Voices
8.Mindscape Pt. 2
9.Pain and Pleasure
10.Awake
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