Eigentlich sollte Physical Wash nur als Nebenprojekt von High-Functioning Flesh fungieren, Raum für Ideen und Kreativität bieten. Doch es kam nach dem Start im Jahre 2017 anders: Susan Subtract von HFF arbeitete sich derart tief in das Projekt ein, dass es vom Neben- in den Hauptfokus rückte. Mit Physical Death liegt nun das erste Ergebnis dieser neuen Schaffensperiode vor.
Physical Wash – Soloprojekt des Künstlers Susan Subtract
Physical Wash stellt das alleinige Soloprojekt von Susan Subtract dar. Derzeit hat es sogar Vorrang vor den Aktivitäten von High-Functioning Flesh – der Status der Band ist mehr als unklar.
Grob verortet sich Physical Wash im sehr weit gefassten amerikanisch-kanadischen Verständnis von Industrial. Dabei steht nicht zwangsläufig die Dominanz von Lärmorgien oder Einsatz noisiger Elemente im Vordergrund, sondern der Mut zu originellen Sounds, verschachtelten Kompositionen mit Drive und energischen Vocals. Die Akustik von Physical Wash tönt unorthodox, eigenwillig und mutig, aber nicht atonal.
Ebenso griffige wie bestens integrierte Rhythmen bringen einen belebenden Body-Music-Einschlag alter Schule ins Konzept. Szenegänger und Fans aussagekräftiger elektronischer Musik finden sich prompt in einer vertrauten, liebevoll gestalteten Umgebung wieder.
Hardware Setup
Die komprimierte Beschreibung auf Bandcamp skizziert den Ansatz von Physical Wash treffend:
Maintaining a full hardware setup, Susan melds the rigid body beat and vocal snarl of HFF with grinding industrial melodies and a brooding atmosphere. Originally conceived in 2017 as an electro side project to compliment per songwriting in HFF, Physical Wash gradually became Susan’s main focus.
Analoge Klänge für oldschool Fans aus Industrial & EBM
Tatsächlich hört man auf dem ersten richtigen Werk Physical Death (2019) diverse Elemente, welche stark in Richtung High-Functioning Flesh tendieren: Dynamische Vocals treffen auf faszinierende Sounds alter Tage, eingebettet in fast verspielt anmutenden Strukturen. Samples finden sich – im Gegensatz zu HFF – allerdings deutlich weniger.
Starke Vocals stehen im Fokus, ummantelt von analogen Sounds mit Charakter. Mustergültig inszeniert im Track Threshold. Ein Titelname, der seit dem gleichnamigen Klassiker von FLA natürlich verpflichtet.
Die EP erinnert phasenweise an die glorreichen Cabaret Voltaire Zeiten, mitunter an Bands wie beispielsweise die viel zu kurzlebigen NTRSN. Doch die immanente Wucht bringt zudem einen wohligen Portion Control Einschlag früher Tage ins Spiel, eint Disco mit Härte und szenischer Stimmung. Dezent beängstigende Elemente und Stimmen (Way Down) intensivieren den Ansatz, sie schaffen Kompositionen, die düster nachhallen.
Homogenes Soundbild
Künstler Susan Subtract zieht seine präferierten Stil konsequent durch: Die Tracks bilden durch ihre Selbstähnlichkeit ein homogenes Ganzes, funktionieren separat sowie im Verbund.
Ganz sicher ein spannendes Projekt für oldschool Fans aus den Richtungen Industrial und EBM, welche eine Vorliebe für echte Hardware und detailliert ausgearbeitete, rhythmische Nummern mit Tiefgang auszeichnet. Die erste EP Physical Death wird via Bandcamp vertrieben.
Physical Death
Erste Reaktionen folgten bereits: So ist Physical Wash auf dem legendären Familientreffen im Jahre 2020 in Sandersleben zu Gast.
Antworten