Ihrer durchaus beachtlichen Fanschar muss man Kælan Mikla sicher nicht groß nahe bringen. Die Isländerinnen haben sich Stellung und Ruf als Cold-Wave- und Post-Punk-Hexen redlich erarbeitet. Ein mutiger Weg, denn die gewählte Form des Ausdrucks polarisiert gewiss. Spannend gestaltet sich vor allem die musikalische Dynamik: Die drei jungen Musikerinnen haben ihren Stil in vergleichsweise kurzer Zeit intensiviert, eine enorme Entwicklung vollzogen. Schon das rechtfertigt den Blick auf die bisherigen Etappen.
Kælan Mikla aus Island
Kælan Mikla stammen aus Island, genauer gesagt aus Reykjavík. Vom Start weg sorgte der native Vortrag auf isländisch für eine ganz besondere, sehr poetisch anmutende Wirkung. Gleichzeitig scheute man nicht davor zurück, auch mal kreischig, und dadurch sehr jung, zu klingen – hohe Screams sind Teil des Konzepts. Etwa bei ihrem frühen Erfolg Kalt vom zweiten Werk Kælan Mikla.
Kælan Mikla Besetzung
- Laufey Soffía
- Margrét Rósa
- Sólveig Matthildur
Trademarks
Typisch für das Trio ist ein dunkler, melancholischer Sound, der meist sehr spärlich instrumentiert ist: Ein dominanter Bass, selektive Drums, die erwähnten Schreie und melodische Synthparts bilden das Gerüst, während der isländische Gesang scheinbar intuitiv aus dem Inneren emporklimmt.
Nicht selten resultiert daraus ein Gefühl, welches vielleicht zwischen Fragilität, Intimität und dem Spiel mit dem Okkultismus anzusiedeln ist.
Die Nähe zu Natur, das Wohlwollende in der Dunkelheit, die Kraft in der Kälte – in dem nur scheinbar Abweisenden – markieren dabei thematische Eckpfeiler.
Post-Punk-Hexen
Die durchaus anerkennende Formulierung als isländische “Post-Punk-Hexen” speist sich aus genau diesen Facetten. Gleichwohl divergierten die Reaktionen vom Start weg. Einerseits störten sich ein paar Hörer an den Screams und den ungewöhnlichen Betonungen. Etwa im erwähnten Erfolgssong Kalt. Andererseits fanden Kælan Mikla mit Robert Smith (The Cure) doch schnell prominente Fürsprecher.
Vor allem fällt in den Reaktionen auf den Sozialen Plattformen auf, dass neben jungen Fans aus ihrer Generation nicht wenige alte Waver positiv, bisweilen sogar recht impulsiv, auf die drei Isländerinnen reagieren. Offenkundig erliegen sie dem Zauber des melancholischen und entrückten Ansatzes.
Kælan Mikla Alben
Bis jetzt (Stand April 2021) hat die isländische Formation vier Alben released, zwei auf einem Label und zwei als Eigenveröffentlichung.
- Glimmer & Aska (Kælan Mikla Self-released 2014)
- Kælan Mikla (2016)
- Mánadans (Kælan Mikla Self-released 2017)
- Nótt Eftir Nótt (2018)
Vom Post Punk zum Cold Wave
Bereits das Debüt Glimmer & Aska deute das Potenzial an und bot die oben genannten typischen Merkmale, während Album Nummer zwei – den Bandnamen Kælan Mikla aufgreifend – spürbar in der Szene Anerkennung fand. Die Bekanntheit der Musikerinnen schnellte nach oben.
Mánadans betonte anschließend hingegen die Ruhe, tönte vergleichsweise erdig. Es reduzierte die Instrumentierung drastisch, während das letzte Album Nótt Eftir Nótt den aktuellen Wandel einleitete. Kühle Elektronik und gereifte Arrangements intensivierten den Ausdruck. Songideen wurden konsequent in Szene gesetzt.
Neben dem Titeltrack bot das Werk mit Nornalagið, Hvernig Kemst Ég Upp?, Draumadís und Næturblóm nicht nur eine entrückte Zeitlosigkeit, sondern gleich mehrere Nummern mit repräsentativem Charakter.
Kælan Mikla live – Nornalagið
Kreativität als Prozess
Die musikalische Entwicklung vollzog sich über die letzten Jahre somit vom Post Punk gen Cold Wave. Doch geben diese Genres den speziellen Ausdruck der Band nicht wirklich wider, denn der isländisch geprägte, zerbrechliche und doch kraftvolle Habitus siedelt sich stets über stilistischen Fragen an.
Die aktuelle Single Sólstöður, der erste Song seit 2018, markiert hierbei einen weiteren Meilenstein. Sowohl in der musikalischen Kunst als auch in der optischen Umsetzung. Kælan Mikla wirken gereift und eindringlich.
Sólstöður’ ist eine Ode an die dunkelste Nacht des Jahres, wenn Hexen Wintergeister in den gefrorenen Weiten der isländischen Landschaften beschwören. Der Song repräsentiert die Stärke der Einheit, Kaelan Mikla in ihrer reinsten Form, getrieben von der Kraft der harten und rauen Natur.
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