Als Act Of Faith betiteln Autodafeh wortgewaltig ihr drittes Werk. Kein leichtes Unterfangen, bot der Vorgänger Identity Unknown doch eine satte Mischung aus Electronic Body Music mit Front 242 Einschlag und gekonnt variablem Songwriting. Dazu tritt nun eine recht trendige Produkion – mit allen Vor- und Nachteilen.
Autodafeh – Act Of Faith
Die Zukunft der Electronic Body Music wollen Autodafeh sein. Das versuchten bekanntlich schon viele. Autodafeh konnten über die Jahre mit viel Fleiß stetig ihre Reputation und Livepräsenz verbessern – sie sind etabliert, ihr Sound hat Einfluss.
Act Of Faith lebt zunächst von der Fähigkeit der Band, potente und funktionierende Songs zu schreiben. Ausgestattet mit Gespür für Melodie und Stimmung krallen sich epische Ideen wie das düstere Land Of Nothing im Gedächtnis fest. Meist schleichen sich die Nummern an, nicht Paukenschläge, sondern wachsende und gemäßigte Kompositionen kennzeichnen den Weg des Albums.
Front 242 Reminiszenzen erwartet man bei den Schweden fast automatisch. Sie finden sich natürlich auf Act Of Faith – wie immer gut gemacht, aber reduziert in der Menge. Make Us Believe beschwört U-Men herauf und wer Operating Tracks von Front 242 vergöttert, kommt an einigen Passagen von Treasure Hunt nicht ohne genüssliches Grinsen vorbei.
Autodafeh entschlacken ihre Songs und führen diese mit klaren, aber detailliert ausgearbeiteten Arrangements konsequent fort. Größere Änderungen machen sich im dunklen und etwas gepressteren Gesang bemerkbar, was der Band mehr Härte bei den Vocals verleiht – recht gegensätzlich zum moderaten Soundbild wirkend.
Moderne Produktion als Königsweg?
Gemastert wurde Act Of Faith von Andreas Andersson, der bereits für Portion Control, Covenant und VNV Nation tätig war. Sein Einfluss ist durchaus bei den verwendeten höheren und trendigen Klängen (Promises, Killer) spürbar. Vermutlich visieren Autodafeh mit diesem Schritt neue Zielgruppen an.
Um es mit der gewaltigen Albumsprache zu sagen: Es gleicht etwas dem gefährlichen Tanz auf der Schicksalsklinge. Die streckenweise recht glatte Produktion erleichtert neuen Hörern sicher den Zugang zu Autodafeh. Phasenweise wirken das recht moderate Tempo, der Rückgriff auf Flächen sowie softe, fast futurepoppige Sounds hingegen einengend: Da ist der verwöhnte Hörer mehr von der Band gewohnt.
Auf der einen Seite ein extrem homogenes Werk aus einem Guss, andererseits etwas vorhersehbar im Verlauf (Watch Out), gleichsam einem begradigten Fluss. Besonders spürbar bei Camp Intel, das im Gegensatz zur Version auf dem Swedish EBM Sampler massiv an Kraft verloren hat.
Das soll den insgesamt guten Gesamteindruck nicht schmälern, dazu ist die Mehrzahl der Songs zu gelungen: Als Paradebeispiel fungiert Reality Shock, bei dem die moderne Machart stampfend-spritzig daherkommt. Eine launige Nummer mit Hitpotenzial. Die starken Neueinspielungen Fuel of Fire (2011) und Divided We Fall (2011) kennzeichnet eine gradlinige Frische, sie drängen frech auf Clubeinsätze.
Fazit: Act Of Faith zeigt sich als hochgradig professionelle Veröffentlichung mit hoher interner Konsistenz, reif im Songwriting und modern umgesetzt. Einige Songs wirken ob der recht milden Produktion zunächst fast unspektakulär, sodass man dem Werk jene Zeit geben sollte, die es einfordert. Ein Schuss mehr Gefährlichkeit könnte Autodafeh dennoch vertragen, die kompromisslose EBM-Konkurrenz schläft bekanntlich derzeit nicht.
Wertung: 7 von 10 Punkten (7/10)
Act Of Faith Release Infos
Interpret: Autodafeh
Label:Sigsaly Transmissions
Release:
Stil: EBM/Electro
Tracklisting:
1. Heaven Screams
2. Killer
3. Land of Nothing
4. Reality Shock
5. Make Us Believe
6. Watch Out
7. Treasure Hunt
8. Wheel of Faith
9. Promises
10. Camp Intel
11. Fuel of Fire (2011)
12. Divided We Fall (2011)
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