Review: Orange Sector – ‘Der Maschinist’

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orange-sector-der-maschinistOrange Sector befeuern die EBM Szene mit ihrer fertig geschmiedeten EP. Genauer gesagt, Der Maschinist macht dies. Ein heißes Eisen – pumpend, maschinell stampfend und mit jener Kompromisslosigkeit, die Orange Sector seit geraumer Zeit kennzeichnet.

Orange Sector – Der Maschinist

Wahre Arbeit, Wahrer Lohn – das shouteten schon Nitzer Ebb & Die Krupps. Einige Motive der Electronic Body Music treten gerne hervor.

Orange Sector bevorzugen diese handfesten und mitunter plakativen Themen – und so treiben die Hannoveraner ihren Blick auf die Arbeit mittels Der Maschinist auf die Spitze.

Ein Titel, der schweißdurchtränkte Bilder evoziert. Physisch anmutende EBM, das ist immer eine Frage der Soundauswahl und der Produktion. Orange Sector zelebrieren dies mit einem gnadenlosen Anschlag bei den Basssounds.

Die Nummer weist teilweise jenen, leicht schleppenden Akzent auf, welcher bereits der Untertage-Single ihre dosierte Kraft verlieh.

Satte Wucht und schwielige Hände

Auffällig die Urwucht, mit der das Duo seine knochentrockenen Töne klar durch die Boxen befehligt. Etwas, das bereits Front 242 so massiv und gewaltig wirken ließ.

Fast spürt man den schwielhändigen Maschinisten unermüdlich schuften. Schweißglänzend sein Angesicht, aber immer ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. Und die Lightning Man Basssequenz, die mag er seit Langem, sie treibt ihn an.

Der Maschinist hält alles in Gang, er schmeißt die Pumpen an und garantiert: Hier wird nichts verwässert, Kurs halten, sein Ding machen, sollen die Anderen doch folgen – oder auch nicht, das ist nicht sein Problem.

Keine Frage, Orange Sector beackern mit viel Energie “ihre” Musik: EBM in druckvoller Form. Für sie, für Euch und für ihn, den Maschinisten.

EBM in durchdachter und absolut kompromissloser Form

Sobald man den Ausruf: “… denn Du bist – der Maschinist!” automatisch rezitiert, legen Orange Sector mächtig an Tempo zu. Frequenzangriff entpuppt sich als aggressiver Tanzbefehl.

Eine bewusst monoton gehaltene Stomper-Nummer mit ratternden Sequenzen. Unermüdlich gradlinig.

In seiner Vollrotation wartet Track plötzlich mit unerwarteten Sounds und Samples auf. Sie verleihen dem Ganzen eine kontrastreiche Stimmung, sodass man fast ins Grübeln kommt: Frequenzangriff hätte durchaus ebenfalls der Titeltrack der Maschinist EP sein können.

Die Gesangspassagen pendeln gewohnt zwischen erzählenden Momenten und parolenartigen Einschüben. Wer bei dem herben Charme jetzt nur noch Muskeln und Fleischberge sieht, den überrascht Touch.

Ja, Orange Sector können auch poppig, so klangen sie ja Mitte/Ende der 90er Jahre bereits kurzfristig. Darrin Huss (Psyche) spendiert in der Psyche Version als Gastsänger dem 80er Wave-Pop-Cover Gefühl und Tiefgang.

Orange Sector Remixe und Neueinspielungen

Absolut wasserdicht und hochseetauglich die Neueinspielungen der frühen Orange Sector Songs Arbeit ist Not & Die Zukunft.

Arbeit Ist Not (2012) – thematisch natürlich absolut passend – potenziert seine eh schon nicht geringe Energie.

Harter Stoff für Schufter und gleichzeitig ein Fingerzeig, wie sehr sich Orange Sector über die Jahre soundmäßig entwickelt haben. Ist an Bord noch Platz für einen Geheimtipp, oder eher: einen Platzhirsch?

“Wir brauchen noch mehr P.S.(!)”– ein Kommando von der Brücke. Kein Problem. Die Zukunft kommt gut geölt und schneller daher als man denkt.

Naheliegende Frage – Durchschnaufen gefällig? Auch Maschinisten benötigen Pausen. Ad:keY reduziert überraschend die Schlagzahl in seinen Remixen von Krieg Und Frieden und dem Titelstück. Ein Wandel im Charakter, der auf seine, fast nostalgische Weise richtig gut funktioniert und die EP auflockert.

Als Vorarbeiter aller Remixer fungiert Martin Bodewell. Sein Der Maschinist Remix bündelt alle Stärken der Band und zentriert sie auf passende Clubfloors. Noch wuchtiger und antreibender im Charakter, lässt Der Maschinist die Gäste in den verschmierten Windungen seiner Geräte mitzucken.

Kein Remix floppt. Angstfabrikk, Amnistia (Der Maschinist) sowie Skyla Vertex und Mr. Dupont (Arbeit Ist Not) variieren das jeweilige Thema, fügen passende Ideen und Sounds hinzu. Alle vermeiden gleichzeitig, die Orange Sector Originale zu entstellen.

Details und Struktur im Einklang: EBM 2012

Auf der gesamten EP überzeugen die ausgearbeiteten Details. Sie generieren innerhalb des klar strukturierten Orange Sector Sounds ein robust-metallisches Klangebilde. Eine Statement, wie rauer und gleichzeitig tanzbarer Elektroniksound 2012 klingen kann.

Fazit: Der Maschinist zeigt sich als wuchtiges, konsequent hochwertiges Highlight zum Jahresende 2012. EBM mit klassischer Essenz und unglaublich sattem Sound – die Musik ist wahrhaft greifbar. Einfach mitarbeiten und sich bewegen, ist doch nicht so schwer.

Wertung: 9.5 von 10 Punkten (9.5/10)Klangwelt Musiktipp

Der Maschinist Release Infos

Interpret: Orange Sector
Label: Infacted
Release:14.12.2012
Stil: EBM

Tracklisting:
1. Der Maschinist
2. Frequenzangriff
3. Touch
4. (Krieg & Frieden (Remixed By Ad-Key)
5. Der Maschinist (Remixed By Martin Bodewell)
6. Arbeit Ist Not (V.2012)
7. Die Zukunft (V.2012)
8. Der Maschinist (Remix By Amnistia)
9. Arbeit Ist Not (Remix By Skyla Vertex)
10. Der Maschinist (Remix By Ad-Key)
11. Arbeit Ist Not (Remix By Mr. Dupont
12. Der Maschinist (Remix By Angstfabrikk)
13. Touch (Psyche Version)

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