Review: Spetsnaz – ‘For Generations To Come’

spetsnaz-for-generations-to-comeÜber fünf Jahre feilten Spetsnaz an ihrem vierten Album For Generations To Come. Das weckt hohe Erwartungen, nicht umsonst gelten Spetsnaz als Vorreiter der dritten EBM Generation. Und tatsächlich bündeln die schwedischen Musiker all ihre bisherigen Stärken in einem Album, das vor Wucht und Details gleichermaßen strotzt.

Spetsnaz – For Generations To Come

Spetsnaz haben sich Zeit für ihr viertes Studioalbum genommen, einige Songs live getestet und sogar noch kurz vor dem Release das Out Of Line Label verlassen. Es war spürbar: Nicht nur die Anhänger erwarten viel, die Band selbst will ein würdiges – ein perfektes Werk vorzeigen. Ein Vermächtnis?

Typisch Spetsnaz: messerscharf und gewaltig die Sequenzen, die Produktion hochwertig. Die Schweden halten ihre treibenden Bässe im Anschlag und feuern ihre Attacken gezielt ins Gehör der wartenden Meute.

Stefan und Pontus kommen gerne mit einer Urwucht daher, die keinen Zweifel daran lässt, wie traditionelle EBM Klänge mit klarer Struktur heutzutage klingen sollten.

Übersteuerte, auf Härte getrimmte Sounds sind hingegen irrelevant, die Präzisionsmaschine mit dem überbordenden Temperament kennzeichnet eine ästhetische und glasklare Härte. Ihre Wirkung kommt durch den intensiven Shout- und Gesangsvortrag richtig zum Tragen. Die Band gerät nie in Gefahr, blind zu klingen und liefert reihenweise Stoff für ekstatische Clubnächte und Gigs.

Sequenzerorientierte Electronic Body Music am oberen Limit

For Generations To Come enttarnt sich zunächst als typisches Spetsnaz Werk, als das, wofür die Fans ihre Band so mögen. Energiereiche Musik, gespeist von stimmigen Bass-, Rhythmus- und aggressiven Gesangsstrukturen ohne Verzerrergematsche. Erdig und authentisch im Charakter.

Und doch gehen Spetsnaz weit darüber hinaus. Man merkt dem Werk die lange Reifezeit an. Kein Klang, der zufällig ertönt, jedes Detail sitzt. Das gilt ebenfalls für die mehr als skeptischen und zeitkritischen Texte (Elegy).

Die Songs klingen nicht nur erwartet dynamisch – nein, mehr noch: Ihre Eigendynamik und Eigenlogik überzeugt.

Die Nummern entfalten sich in ihrem anfangs einfachen Gewand, sie reichern sich ausgehend von einer expliziten Idee sukzessiv an, um dann eine bisweilen unerwartete Wendung zu nehmen. Inspiration und Soundmaschinerie im idealen Spannungsverhältnis.

Rhythmuswechsel, Wendungen und Eigendynamik

Schon der Opener Ignorance Is Bliss setzt ein durchdachtes Zeichen. Moderat im Tempo, bohrt sich der Song begleitet von parolenhaften Shouts durch die Boxen. Kompakt in der Form, wütend im (Unter-) Ton. Hinhören ist die mitschwingende Aussage und das Gebot der Zeit.

Knochentrockene und harte Nummern wie die fixen Free Fall, Elegy oder True To Form strotzen im Verlauf vor Rhythmuswechseln und subtil hinzutretenden originellen Sounds.

Sie provozieren eine ebenso konzentrierte wie aggressive Stimmung, den Wunsch, sich ins Getümmel zu stürzen und den Puls dieser Musik zu spüren, sich im unermüdlichen Bass zu bewegen und die wie selbstverständlich zu vernehmenden Soundeinsprengsel aufzusaugen.

“Meins” (Mine) schreit Sänger Pontus mit geschwollener Halsschlagader – und das nimmt man ihm glatt ab. Ein klassischer Spetsnaz Stampfer in fast schon brutaler Perfektion. Paradox: Mine lädt zum Teilen ein – in passenden Clubs zum Beispiel.

Hervorzuheben der immer variabler werdende Stimmeinsatz. Grundsätzlich hart-gepresst ausgerichtet, bauen Spetsnaz gekonnt melodische Einschübe und unterschiedlich gefärbte Betonungen ein (Who Made You God?, Between What Ifs And Might Have Beens).

Der Mann kann singen, das wissen Spetsnaz Fans schon lange, der Rest wird es nur mittels Verdrängung negieren können.

Mit Onwards schickt das Duo seinen Nachfolger für poppige Songs im Stile von Allegiance oder Faustpakt ins Rennen. Raum für nachdenkliche und überraschend dunkle Momente schaffen hingegen das sehr eindringliche Thorncrown und Dead Mans Eyes.

Ein dezent abgewandeltes Rod Stewart Zitat aus Do You Think I´m Sexy lockert Brainfood inklusive seiner humorvollen Auflösung ungemein auf. Wie so häufig auf For Generations To Come, schütteln Spetsnaz bei dieser Nummer einen typisch knappen wie passenden Refrain scheinbar mühelos aus dem Ärmel.

Traditionelle und moderne EBM aus einem Guss

Fazit: Spetsnaz werfen mit For Generations To Come ein Album aus einem Guss ins Rennen, das gleichzeitig Vieles auslotet, was im Rahmen treibender, sequenzerbasierter EBM möglich ist.

So naheliegend die Vergleiche mit Nitzer Ebb zu Beginn der Karriere von Spetsnaz erschienen, mit jetzt vier Alben haben sich Spetsnaz Respekt und ein enormes Standing – auch abseits des EBM Fankerns – erarbeitet. Vor früheren Genregrößen müssen sie sich schon lange nicht mehr verstecken.

Sie thronen jetzt NEBEN ihren Vorbildern, eine ganze Generation von Body Music Jüngern hat mit ihnen angefangen. Die “Generations To Come” werden sich auch an ihnen messen lassen müssen, sich inspirieren lassen. Und so ist der Albumslogan nicht nur ein Statement, sondern ebenfalls eine Aufgabe.

Wertung: 9.5 von 10 Punkten (9.5/10)Klangwelt Musiktipp

For Generations To Come Release Infos

Interpret: Spetsnaz
Label: Dark Dimensions
Release:01.03.2013
Stil: EBM

Tracklisting:

1. Ignorance Is Bliss
2. Onwards
3. Free Fall
4. Between What Ifs And Might Have Beens
5. Fake!
6. Thorncrown
7. Mine
8. Brainfood
9. Who Made You God?
10. Dead Mans Eyes
11. True To Form
12. Elegy
13. (hidden)

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