Review: NordarR – ‘Hass’

NordarR Hass CoverFür Kompromisse stand der beinharte EBM-Sound von NordarR noch nie. Der wortgewaltige Titel Hass verrät: Es geht auf der neusten Scheibe um derbe, negativ besetzte Themen im herben Soundgewand. Und doch bietet Hass mehr als reinen wutgespeisten Vorwärtsdrang.

NordarR – Hass

Titel wie Krach, Gewalt, Abschaum oder Hate Me lassen keine Zweifel: Die markige Band befindet sich nicht auf Kuschelkurs, sie benennt das Tabuisierte und die dahinterstehende Motivation in allen Bestandteilen.

NordarR machen den Hass spür-, greif- und eben hörbar – beleuchten je nach Titel verschiedene Perspektiven und Rollen, aber NordarR predigen den Hass nicht.

Und so gestaltet sich der Sound elektronisch-ruppig, basierend auf klaren Bässen mit hartem Anschlag, röhrenden Vocals & auffordernden und vor allem abwechslungsreichen Rhythmen.

Durchdacht inszeniert insgesamt, die Musiker wummern nicht blind und vorhersehbar vor sich hin. Jeder Track zeigt sich gekonnt arrangiert.

NordarR stellen sich dem Hass, geben ihm eine Form. Nur so lässt er sich händeln. Powermusik mit Struktur.

Rundumschlag der Marke NordarR

Was Kopf André S quer liegt, muss raus. Inhaltlich geht es Tätern, Aufrühren und verschlagenen Hetzern an den Kragen.

Aber auch die Ambivalenz, das Zusammenspiel der Extreme (Love & Hate) findet seinen Niederschlag in den bisweilen extrem pointierten Texten. Das vergisst manch ein oberflächlicher Hörer angesichts der brachialen Stimme gerne.

Sicher, für den speziellen NordarR-Sound muss man die richtige Stimmung mitbringen, den Rüpel (mit Anspruch) in sich akzeptieren. Dann kommt er gut und hält einen auf Trap, “So Weit die Füße Tragen” eben.

“Ist es schon wieder soweit?” fragen Schreihals André S. und Mr. Dupont provozierend – vermutlich ja.

Abseits des Hasses

Das ist aber nur die eine Seite von Hass. Spätesten nach dem ersten Drittel wagen NordarR Neues, spielen mit ungewohnten Sounds und Betonungen.

Die Band unternimmt einige stilistische Ausflüge – ausgehend von ihrer klar definierten Basis. Genau deswegen funktionieren diese auch problemlos und bereichern die CD.

Retro Pop kommt für NordarR-Verhältnisse faste fluffig-treibend rüber. Die Variationen im Gesang lockern die Scheibe ungemein auf und beleuchten die vielen Möglichkeiten, die in der Band schlummern. Ein gut gemachter Popsong – warum nicht?

An den 90er Jahre Crossover lehnt sich Love & Hate an, während das schleppende H-Dead eine fast gespenstische Stimmung schafft und sich gewaltsam im Hirn festkrallt.

Natürlich kehren NordarR von ihren Trips wieder zurück: Direkt auf die 12 gezimmert erinnert Hate Me energisch daran, worum es auf der Scheibe eben geht. Ein Rundumschlag mit körperantreibender Wirkung.

Aufbruch mit der Urwut

Fazit: NordarR erweitern ihren Sound und legen mit Hass zudem ein thematisches Konzeptwerk vor.

Die derbe, röhrige Urwut kriecht der Band nach wie vor aus allen Poren und doch bereichern Sound- und Songausflüge das große Ganze.

Nie wirken diese unpassend, sie fügen sich in die modern produzierte Wuchtmaschine ein. Insofern ist Hass nicht nur Antreiber, Takt- und Themengeber – es ist auch ein Aufbruch.

Wertung: 8 von 10 Punkten (8/10)

Hass Release Infos

Interpret: NordarR
Label: Emmo.Biz Records
Release: 17.05.2013
Stil: EBM

Tracklisting:
01.Krach
02.Gewalt
03.Ich Bin
04.So Weit Die Füße Tragen
05.Retro Pop
06.Hass
07.Love and Hate
08.Isoliert
09.H-Dead
10.Abschaum
11.Hate me
12.Wir

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