Review: Escalator – ‘Let There Be Lie’

Escalator - Let There Be Lie

Escalator - Let There Be LieMit Let There Be Lie knüpfen Escalator nahtlos an den Vorgänger Out Of My Ego an. Die Ungarn servieren feinste EBM-Musik in perfekt inszenierten Schattierungen – mal knochentrocken, dann unerwartet melodiös und nachhaltig.

Escalator – Let There Be Lie

Wer Escalator noch nicht kennt: Es sind Musikprofis, die bereits Anfang der 90er – noch in blutjungen Jahren – Electronic Body Music am Zahn der Zeit in die Welt hämmerten.

Mit dem heutigen Internet wären sie wohl damals als Entdeckung durch die Medien gegangen. Aber zu jener frühen Phase hinderte die journalistische Selektion vieler Magazine das Bekanntwerden außerhalb des regionalen Nahbereichs.

Mit Out Of My Ego startete die Formation 2011 neuerlich, sehr positiv die Reaktionen angesichts ihres perfekten old school Sounds, der nicht selten an beste Caustic Grip-Momente von F.L.A. erinnerte.

Nun steht die Fortsetzung ihres musikalischen Feldzuges an, zunächst mit einer kleinen Hürde: “Mist – CD kaputt” – so der leichte Schrecken angesichts der Geräusche der ersten 30 Sekunden von Let There Be Lie.

Die Sorge schwindet schnell, alles Teil des Intros, welches sich zu dem Midtempo-Opener You And I entfaltet.

Selbiger bündelt bereits die Escalator-Stärken: Durchdachte und mit viel Feinarbeit angereicherte Sequenzen arrangieren sich mit wissenschaftlich erzählenden und mechanisch-unheimlich verfremdeten Vocals, die inhaltlich mehr als skeptisch auf das (politische) Zeitgeschehen blicken.

Elektronische Kompromisslosigkeit abseits purem Geballers

Der erste Durchgang von Let There be Lie vergeht schnell, ein Album aus einem Guss.

Die Ungarn einen die sequenzielle mathematische Nüchternheit und Perfektion von Clock DVA mit versiertem und bisweilen komplexen Sampleeinsatz, der den erneuten Hinweis auf Front Line Assembly zu ihrer besten Zeit rechtfertigt.

Dazu tritt ihr ureigener Rhythmus-Kick: Der “Escalator-Beat”, welcher manchmal an die frühe Techno-/Aggrepozeit gemahnt und die Lieder “frech” nach vorne treibt.

EBM auf den Punkt gebracht und mit Platz für Überraschungen

Escalator machen es kurz: “Nur” acht neue Titel (und zwei Remixe, u.a. von Front 242 Member Patrick Codenys) schallen dem Hörer entgegen.

Das erscheint zunächst knapp, aber Escalator vermeiden jeglichen Füllstoff, umschiffen unnötige Längen und so wartet jeder Track mit eigenem Charakter auf und rechtfertigt seinen Platz.

Und Platz ist auch für Überraschungen: “Rock´n Roll Baby” – obwohl komplett elektronisch eingespielt, lädt Everybody’s Lying zum rotzigen Ausflippen ein – eine rollende Sounderuption mit einer satten Portion Aggressivität im Gepäck. In etwa so gut zu stoppen wie ein pyroklastischer Strom.

Rotzfrech provoziert ebenfalls Fuck You Union, welches die fast vergessene Kunst geloopter und hängenbleibender Sprachfetzen aufleben lässt.

Melodische Momente

Die spärlichen Melodiefragmente stechen auf Let There Be Lie ob ihres dosierten Einsatzes besonders hervor.

Friendly Fire lebt von der Eingängigkeit, die mit vorsichtig entfremdeten Vocals im Refrain vorgetragen wird. Vertrautes und Fremdes im Zusammenspiel, das klingt in dieser rhythmisch antreibenden Mixtur sehr reizvoll und bleibt sofort im Ohr.

Ebenso harmonisch zeigen sich die melodischen Passagen im abschließenden Houston Who Am I. Das repetitiv-attraktive und doch fast hoffnungslose Feeling zieht einen fast ins All, Technik und Tiefgang im einsamen Zusammenspiel.

Fast nüchterne, mit kurz ein- und angespielten Samples versehene Stampfer der Marke Sniper und Final Collision sowie das hervorstechende und kämpferische God Eat God locken Electroheads zweifelsohne auf die wartenden Floors.

Fazit: Ausgestattet mit dem bandtypischen “Robofeeling” und ureigenem Rhythmuskick, liefern Escalator ein ebenso konsistentes, wie zeitloses Werk ab, das den Vergleich mit spürbaren EBM-Vorbildern nicht scheut.

Let There Be Lie besticht durch ausgefeilte Arrangements und einer stimmigen Mixtur aus eingängigen und nüchtern-monoton inszenierten Tracks. Escalator zählen zu den Bands, die man kennen muss.

Wertung: 8.5 von 10 Punkten (8.5/10)

Let There Be Lie Release Infos

Interpret: Escalator
Label: EK Produkt
Release: 25.10.2013
Stil: EBM

Tracklisting:
01. You and I 6:12
02. Friendly Fire 4:55
03. Everybody’s Lying 3:49
04. Sniper 4:29
05. God Eat God 4:07
06. Fuck You Union 4:48
07. Final Collision 4:35
08. Houston… Who Am I 5:47

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