Vomito Negro inszenieren auf ihrem 2014er Werk Death Sun ein abgrundtief finsteres Soundspektakel. Und doch kommt es voller Kraft und Mut daher. Mut zu experimentieren, Mut sperrige Momente in treibende EBM-Rhythmik zu verpacken und den Willen, überzeugende Songideen darin aufgehen zu lassen.
Vomito Negro – Death Sun
Neue Impulse und eine selbstverständliche Variabilität, ein offenes Ohr für neuartige und analoge Sounds, Vomito Negro Mastermind Gin Gevo hebt den Sound seines Projektes auf ein hohes Niveau.
Death Sun ist das bandeigene Tor zur Welt und gleichzeitig ein Trip durch metallische und futuristisch anmutende Abgründe. Daran lässt schon das sakrale Intro Time keinen Zweifel.
Wahrt Ihr schon mal in Silent Hill? Nein? – man könnte meinen, Vomito Negro kennen den verbotenen Ort und lassen sich dezent akustisch inspirieren. Ganz ohne Klischees, die das versierte Horrorspiel ab und an bot.
Death Sun als neuer Startpunkt
Nach der finsteren Soundtrack-Einleitung, die im Abspann Angel Fire ihre Vollendung erfährt, folgt das wohl stärkste Vomito Negro Album seit dem Comeback im letzten Jahrzehnt.
Death Sun eint so vieles, was die Band jemals ausmachte: individuelle, perfekt abgestimmte Sounds mit analogem Feeling, antreibende Drums und eine bannende Atmosphäre.
Dazu der Anspruch, Negatives anzusprechen, ihm eine Gestalt zu geben. Schnell wird klar: Death Sun ist ein anspruchsvolles Album, und zwar in jeglicher Hinsicht.
Gegensatz, Konkurrenz und Synergie
Vomito Negro trumpfen nicht nur soundmäßig extrem originell auf, sondern integrieren neuerdings die Vocals wieder abwechslungsreicher in das bisweilen endzeitliche Spektakel.
Damit behebt die Band das Manko der letzten Releases, in denen der recht redundante Dark Electro-inspirierte Gesang dem mitunter virtuosen Sound nicht immer folgen konnte.
Nun spielen moderate Effekte den Songs und Melodien neue Qualität zu, lassen Raum für starkes Songwriting und für (abwegige) Momente und Intonationen.
Ob maschinell-stampfend oder schrillend metallisch, das klassisch wirkende Stain und Fighting The Force befördern die EBM-Jünger in die Endzeit und leisten doch die eine oder anderen subtile Referenz an große kanadische Bands.
Beide Titel gehören zu den stärksten Vomito Negro Tracks überhaupt, gehen ins Ohr und zeigen sich doch so kopflastig, lassen beim Hören ganze Szenarien aufpoppen. King Of Thieves gesellt sich später ähnlich strukturiert und energisch vorgetragen zu ihnen.
Fast schon elegant folgt Obsession mit seinem tanzbaren und wunderbar entrückten Charakter, eine moderne Interpretation des belgischen Sounds der 80er und 90 Jahre.
Generell konkurrieren die Emotionen; ob Beklemmung (In Silent Paces), basslastige Energie oder viele aggressive Untertöne. Es ist das abgestimmte musikalische Mit- und Gegeneinander, das den morbiden Reiz von Death Sun ausmacht.
Haunted Industrial
“Haunted Industrial” nennen Vomito Negro ihr Gebräu, das auch mal schleppend seine Note versprüht (Nairaland).
Die düsteren Momente verlieren sich niemals im ebenso modernen wie dosiert-rhythmischen Klang, gleichzeitig drohen technoide Tracks (White Lights) durch ihre nachhaltige Stimmung nie in einfache Clubmusik abzudriften. Sie sind immer etwas mehr.
Fazit: Death Sun bietet alles, was Vomito Negro ausmacht und ausgemacht hat in höchster Präzision. Eine Band, die ihre alten Fans ebenso an Bord holt wie neue Hörer, die auf der Suche nach anspruchsvoller, origineller Elektronik neue Dimensionen entdecken wollen.
Wertung: 9 von 10 Punkten (9/10)
Release Infos
Interpret: Vomito Negro
Label: Dark Dimensions
Release: 28.03.2014
Stil: Industrial/EBM/Dark Electro
Tracklisting:
- Time
- Stain
- Fighting The Force
- Obsession
- In Silent Places
- White Lights
- King Of Thieves
- Nairaland
- Angel Fire
Hammer Album !
Mein Favorit ist Fight The Force . ;)
Fighting The Force heisst der Titel ! :)
Jep, ist ne bärenstarke VM-Nummer, gut für geeignete Clubs.