Frühe Neon Judgement, Snowy Red, Vomito Negro oder ABC. Wer diese Bands schätzt, sollte Claus Fovea Zeit geben. Zeit, den minimalen Ansatz zu entfalten und Raum, um in die distanziert-monotone Musikwelt einzutauchen. Die Doppelsingle Cyanide / King Ludd des schwedischen Ein-Mann-Projektes erscheint am 15.05.2015 als 7-Inch.
Claus Fovea
Stockholm ist die Heimat des Projektes Claus Fovea, der Kopf dahinter hört auf den Namen Viktor Elander. Der Musiker weist mit der sogenannten “Troll Funk” Band Fimbulvinter bereits eine ungewöhnliche Vergangenheit auf, widmet sich derzeit aber der Soundexploration und dem industriellen Tonspiel.
Nach zwei Eigenproduktionen auf Kassette erblickt am 15.05 seine Single Cyanide / King Ludd auf dem Sham Recordings Label das Tageslicht.
Kühl, monoton und experimentell
Musikalisch sticht ein klarer Referenzpunkt hervor: Der Musiker lebt seine Vorliebe für Industrial und Elektronik der späteren 70er und frühen 80er Jahre konsequent aus.
Und er agiert so dicht an der damaligen Aufbruchsstimmung und an der Musik Marke “Handarbeit und Tüftelei”, dass man durchaus denken könnte, alte und verschollene Aufnahme bekannter Protagonisten zu hören.
Stimmungen ausloten
Absolute Body Control Fans dürfen bei Cyanide mehr als freudig aufhorchen, denn der synthetische Minimalismus setzt sich gekonnt aus analogen Drums und monotonen Bassläufen zusammen. Der Titel selbst ist von einem der ersten Tapes namens Into This World des Künstlers bekannt.
Im Zusammenspiel der Sounds fühlt sich der hallende Gesang ebenso richtig wie kühl an. Wer hier eine Beschreibung des sogenannten “belgischen Musikansatzes” zu entdecken glaubt, liegt komplett richtig. In den nebulösen Morgenstunden durchaus tanzbar.
Der Kampf der Arbeiter
Schleppend und mitunter hoffnungslos tönt King Ludd, es wurde von einem alten Poem von Lord Byron aus dem Jahre 1816 angestoßen. Dieses widmet sich dem Kampf der Arbeiter gegen die Unterdrückung, lange bevor deren Rechte im englischen System fest verankert worden sind.
Inhalt und Gewand harmonieren bei dem im Vergleich zum ersten Titel recht sperrigen Track, dessen einfacher Refrain so gar nicht mehr aus dem Gehör weichen will.
Fazit: Reduktion auf das Wesentliche, hypnotisch in der Wirkung, verloren und distanziert-elegant im Habitus – trotz der bewusst schrägen Sounds. Diese Mischung war und ist faszinierend, wurde nie von der Mehrheit vereinnahmt und drückt vieles aus, was in gängigen Sounds nicht (mehr) abgebildet werden kann. Etwas, das man mit gutem Gewissen als 100% Underground betiteln kann.
Wertung: 8 von 10 Punkten (8/10)
Release Infos
Interpret: Claus Fovea
Label: Sham Recordings
Release: 15.05.2015
Stil: Minimal Wave / Industrial
Tracklisting:
A:Cyanide
B: King Ludd
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