Review: ELM – ‘Extreme Unspoken Tension’

Extreme Unspoken Tension Cover

Extreme Unspoken Tension CoverAm Ende des ausklingenden Jahrzehnts zeigt die klassische Body Music nochmals Kante und Zähne. Fast zeitgleich mit dem aktuellen Pouppée Fabrikk Release haut das Alfa Matrix Label geneigten EBM-Jüngern alter und neuerer Bauart Extreme Unspoken Tension von ELM um die Ohren.

ELM – Extreme Unspoken Tension

Die Vorab-Single Death Of The North deutete bereits an, dass die schwedische Ein-Mann-Kapelle Peter Elm erneut für erstklassige oldschool EBM steht. Er fabriziert seinen zeitlosen und antreibend-repetitiven Sound aus Überzeugung, immer mit dem Anspruch der Perfektion.

Natürlich schwingen die ewigen Vorbilder – DAF und Nitzer Ebb – explizit beim genannten Clubstampfer Death Of The North sowie bei den typischen Body-Music-Nummern wie War Maschine, Cut You Down, Smother Box oder dem unerwartet explodierenden Mindgames mit.

Violent Heart oder das mit einem gnadenlosen Basslauf ausgestattete Thought Crime zählen ebenfalls zu jenen pushenden EBM-Eruptionen, welche sich mit ihrer immanenten Griffigkeit auf geeigneten Partys nahtlos nach Genre-Größen wie Spetsnaz einfügen lassen.

Souverän bearbeitet Peter Elm mit Deathbed Love zudem die differenzierte EBM-Klaviatur. Auffällig: Die meist klaren Vocals ertönen nüchtern und doch wütend-erzählend – weniger fordernd-provokant (DAF) oder hochaggressiv (Nitzer Ebb auf That Total Age).

Einfluss, Varianz und Kontrolle

Für Abwechslung sorgen minimale bis packende Refrains sowie dezente Samples. Die kleine Kunst der Fokussierung und der kontrollierten Varianz, welche in selektiven Momenten etwas an die Belief-Phase von Nitzer Ebb erinnert, beherrscht der Musiker problemlos.

Originäres kann ELM somit nicht für sich reklamieren, wohl aber Originelles – und den Anspruch der ambitionierten Umsetzung. Mehr noch: Das extrem fokussiert produzierte Extreme Unspoken Tension Album überzeugt auch dann, wenn Unerwartetes zum klassischen EBM-Ansatz hinzutritt.

Bereits Redemption – der Opener – kreiert mittels drohender Fanfaren eine bizarr-abwegige Atmosphäre. Die gesprochenen Vocals sowie die pompöse Stimmung gemahnen an Laibach im Vorwärtsgang. Bei dieser Überraschung bleibt es nicht: Apocalypse 20160703 trägt seinen Namen zu Recht, die dekadente und unheilvolle Nummer integriert passenden Trip-Hop-Electro.

Melodisches Aufleuchten

Melodische Akzente setzt hingegen Altitude 100 – der Track erleuchtet die Dunkelheit mit einer Nuance melodiöser Hoffnung. Dass Peter Elm sowas kann, zeigte er bereits mit Restricted Area. Nur integriert er auf dem vorliegenden 2019er Album den Synthpop in einen deutlich bedrohlicheren Kontext.

Sämtliche Variationen tragen dazu bei, Extreme Unspoken Tension abzurunden, nie wirken sie deplatziert. Auch das ist Entwicklung.

Fazit: Klassische EBM fungiert bei ELM als kräftiger Motor, die Ausstattung variiert je nach Strecke. Extreme Unspoken Tension markiert in der Karriere von Peter ELM einen Fixpunkt: Jenen Moment, in welchen er seine Präferenzen unter Einsatz höchster Energie komprimiert und verdichtet. Heraus kommt ein kraftvolles, sehr fokussiertes Body Music Werk, welches klare Vorbilder nennt und zeitgemäß aufarbeitet. Unerwartete, bisweilen bedeutungsschwangere Glanzpunkte sind dann zu vernehmen, wenn originelle und doch passende Elemente dem Ansatz Tiefe verleihen. Das ausklingende Jahr 2019 zeigt, wie zeitlose EBM ihren Platz behauptet, wenn Qualität, Vorbilder, frische Ideen und Produktion stimmen. Gut.

Wertung: 8.5 von 10 Punkten (8.5/10)

Extreme Unspoken Tension Release Infos

Interpret: ELM
Label: Alfa Matrix
Release: November 2019
Stil: EBM

Tracklisting:
01. Redemption
02. Apocalypse: 20160703
03. Death Of The North
04. Cut You Down
05. Deathbed Love
06. Mindgame
07. Altitude 100
08. Distracted
09. Thoughtcrime
10. Switching Addictions
11. War Machine
12. Violent Heart
13. Smother Box

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