Mit Spannung wurde das neue Album der ACTORS erwartet. Die Vorabsingles von Acts Of Worship ließen bereits erahnen, dass hier ein bedeutungsvolles Statement auf dem Label Artoffact folgen würde. Die Formation aus Vancouver greift den sensiblen, teils hymnischen Stil des Vorgängers auf und erweitert ihren Sound mit einer gelungenen Portion cinematischer Dramatik und treibenden Hooks. Gleichsam aufregender wie melancholischer Post-Post-Punk im Jahre 2021. Verdammt nahe an der Perfektion und der Grenze zu etwas Größerem.
ACTORS – Acts Of Worship
Acts Of Worship produzierte Mastermind Jason Corbett in seinem eigenen Jacknife Studio in Vancouver. Auf dem neuen Longplayer debütiert der neue Bassist Kendall Wooding, die Synthies fügt Shannon Hemmett hinzu, während Schlagzeuger Adam Fink den nötigen Drive garantiert.
Die ACTORS drücken sich ebenso gerne in kühlen elektronischen Sequenzen wie in satten Hooks und hallenden Wave-Gitarren aus. Ihren intelligenten Songs wohnt dabei eine anmutige Abwegigkeit inne, welche Gedanken und innere Bilder entstehen lässt. Kopfkino pur.
Auffällig helle und seidige Vocals markieren nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal des Quartetts, der Gesang trägt die spezielle Stimmung der neuen Nummern.
Abwechslungsreiches Songwriting bahnt sich im Opener Love U More ebenso seinen Weg, wie ein schillernder Einfluss, der die dunkle Komposition um eine Gestalt erweitert, wie sie David Bowie damals so überzeugend formen konnte.
Cinematischer Post-Punk mit Einflüssen von Bowie und Roxy Music
Wer in der sehr szenischen New-Wave-Single Only Lonely Bekanntes entdeckt, der oder die hat in ihrem Leben vermutlich viel Roxy Music gehört. Nie wirkt ein solcher Aufgriff bei den ACTORS gekünstelt, die offenkundige Inspiration fügt sich nativ ein.
Wie variantenreich und doch stilsicher die Band agiert, zeigt sich durchgängig: Siedelt sich das hallende Like Suicide durchaus in der Nähe von Formationen wie etwa den frühen White Lies an, so vertont Strangers lupenreinen Post-Punk mit nostalgischem Drive und schrägen, entrückt anmutenden Tiefgang.
Vielschichtiges Spiel mit Bildern und Emotionen
Ruppig können die ACTORS ebenfalls auftreten, diese Facette zeigen das garstige Cold Eyes oder das rockende Killing Time (Is Over) unmissverständlich an. Doch auch hier schwingt das unterschwellige Drama subtil mit.
Mehr retrospektive Wehmut als im schaurig-schrägen Death From Above scheint hingegen kaum möglich: Ein elektronisch inszenierter, schwarz-weiß gemalter Dark-Wave-Track, der tief in der Vergangenheit wühlt, um das kommende Urteil zu empfangen. Fatalistische Eleganz in akustischer Form.
Man kann den Prozess nicht aufhalten, sodass die Flucht in die Nostalgie Aufschub gewährt, aber das Unvermeidliche nicht aufhalten wird. Es ist The End Of The World.
Konsequente Authentizität
Once More Mit Feeling markiert nicht nur einen epischen, gewichtig gesprochenen Abschluss, der Songtitel bündelt den aktuellen Ansatz der Band. Die ACTORS spielen jenen Sound, den sie leben. Äußere Ansprüche spielen keine Rolle, den vier Musikern geht es darum, ihre Gefühle und Ideen authentisch zu vermitteln.
Dabei spielt das Gleichgewicht zwischen den Bandmitgliedern in Form einer gesunden Balance der Ideen und Persönlichkeiten auf dem Album eine tragende Rolle. Vielleicht rührt die elegante, vielschichtige Melodramatik des Werks genau daher.
Fazit: Den ACTORS gelingt es mit ihren stimmungsvollen Songs, innere Bilder voller Dramatik, eindringender Emotionalität und bisweilen unerwarteter Bewegung zu initiieren. Stilistisch nutzen die Musiker dabei das gesamte Spektrum von Post-Punk hin zu Dark und New Wave. Mal mehr elektronisch betont, dann wieder explizit erdig. Doch die wohligen Vibes folgen den nostalgisch-dramatischen Songs postwendend auf dem Fuß. Acts Of Worship ist durch seine immanente Qualität und Ausdrucksstärke möglicherweise ein Referenzwerk für die neue Generation des Post-Punks – doch geht in seiner inspirierenden Breite deutlich über diese Nische hinaus.
Wertung: 9.0 von 10 Punkten (9/10)
Acts Of Worship Release Infos
Interpret: ACTORS
Release: Oktober 2021
Stil: Post-Punk / Dark Wave / New Wave
Tracklisting:
01. Love U More
02. Like Suicide
03. Cold Eyes
04. Obsession
05. Death From Above
06. Killing Time (Is Over)
07. Only Lonely
08. Strangers
09. End Of The World
10. Once More With Feeling
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