Interview mit Bathead: “Kombination aus Grauen, Dunkelheit und Ästhetik”

Artikelgrafik: Interview mit Bathead
Bathead Promo – Copyright Thomas Kühnert
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Innerhalb weniger Jahre streckte das audio-visuelle Projekt Bathead seine Flügel in ganz neu Gefilde aus. Gestartet als düstere EBM mit einer Dosis Psychobilly, integriert das aktuelle Werk Bat Undead umfangreiche Nuancen des Morbiden aus ganz unterschiedlichen Feldern. Ob Dark Wave, Horrorpunk, Dark Electro, Comic-Kultur, Underground im Allgemeinen oder die Kooperation mit neuen Gastvokalisten, das beschwörte Grauen schimmert vielfarbig. Ein guter Anlass für ein Interview.

Bathead im Interview

KW: Grüß Dich! Wenn man Dein neues Album so hört, dann fällt auf, wie sehr sich Dein Sound und auch Deine Außendarstellung verändert hat. Die Einflüsse sind breiter, Genre-übergreifender und integrieren auch Dark Wave und Horror im Allgemeinen. Wie kam es dazu?

Bathead: Hallo Thomas, vielen Dank dass Du mich zu diesem Interview eingeladen hast. Ich verfolge die Beiträge des Klangwelt Musikmagazins schon sehr lange und freue mich immer wieder darüber, darin Erwähnung zu finden. Zu deiner Frage kann ich nur sagen, dass es von meiner Seite selbst eine musikalische Weiterentwicklung in den letzten fünf Jahren gab, da ich sehr offenherzig Neuem gegenüber trete. Bathead begann anfänglich als EBM-Projekt mit Psychobilly-Spleen, da dies die beiden Genre-Richtungen waren, die mich vor Allem Mitte des letzten Jahrzehnts besonders prägten. Die “White Trash Wankers” stellten für mich zur damaligen Zeit eine besonders große Inspirationsquelle dar.

Themen wie Horror, Comics & B-Movies waren für mich als bekennender multimedialer Nerd ebenfalls schon immer stets mit Faszination verbunden, was ich mit Bathead von Beginn an auch inhaltlich inszenieren wollte. Zugegeben inspirierte mich vor allem in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts on top auch die “Dark Knight”-Trilogie von Christopher Nolan sowie die “Batman Arkham”-Videospielreihe. Als ich mich Halloween 2014 als eine Art Zombie Batman verkleidete, kam mir in Verbindung mit meiner neu aufblühenden Liebe für EBM die Idee, das Ganze in ein entsprechendes Musikprojekt zu packen.

Da ich mich jedoch vom anfänglichen Batman-Image im Laufe der Jahre und mit wachsendem Anklang und Erfolg distanzieren wollte, beauftragte ich einen italienischen Maskenbildner, mir eine eigens fürs Musikprojekt zugeschnittene Maske zu kreieren. Da ich in Verbindung mit einer wachsenden Liebe zum Dracula-Franchise mein Augenmerk weiterführend inhaltlich vermehrt auf den Gothic Horror-Bereich fokussieren wollte, entstand eine Vampirfledermaustotenkopfmaske als Symbolik für Bathead.

Dank meines Label-Vertrags mit “Sick Taste Records” gewann ich ebenfalls starkes Interesse ans Horrorpunk-Genre und merkte, dass dadurch neue Inspirationsquellen für mich entstanden sind. Somit entschloss ich mich ebenfalls Gittare als zusätzliches Musikinstrument, neben analogen Hardware-Synths, in Bathead zu integrieren. Bathead ist somit sowohl inhaltlich als auch musikalisch ein vollständiges Genre-Crossover aus Richtungen, die mir Freude bereiten.

KW: Woher kommt bei Dir die Vorliebe für das Morbide und beschränkt sie sich auf die Musik?

Bathead: Das ist eine gute Frage, die ich mir selbst noch gar nicht wirklich gestellt habe. Für mich hat das Horror-Genre, so seltsam es klingen mag, etwas sehr Vertrautes an sich. Ich habe mich seit jeher gerne mit den Abgründen des Mensch-Seins, okkulten Dingen und dunkler Fantastik beschäftigt. Bereits in meiner Jugend prägten mich in erster Linie Horrorfilme, Videospiele und düstere Literatur. Ich war zwölf Jahre alt, als die Band “Slipknot” ihr erstes Album raus brachte und allein mit den morbiden Masken Ende der 90er weltweit für Furore sorgten. Man könnte behaupten, dass dies mein erster großer Einfluss war, wobei mich die Darstellung mehr als die Musik prägte.

Auch das Videospiel “Silent Hill 2”, welches ich in diesem Alter bereits zum ersten mal spielte, hinterließ einen bleibenden Eindruck sowie diverse Stephen King-Verfilmungen. Horror ist für mich mittlerweile ein Lifestyle geworden, den ich sehr gerne in allen Formen der Kunst auslebe. Die Kombination aus Grauen, Dunkelheit und Ästhetik schafft für mich eine beklemmende und mystische Atmosphäre, in der ich mich besonders wohl fühle und die in mir ein Feuer der Inspiration weckt. Dies beschränkt sich somit nicht nur auf die Musik. Musik ist in erster Linie ein Sprachrohr der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt, die ich vermitteln möchte.

Artikelgrafik: Interview mit BatheadBathead 2022 – Copyright Thomas Kühnert

F: Gibt es Songs auf dem neuen Album, welche Dir besonders wichtig sind und/oder Bathead besonders gelungen darstellen?

Bathead: Da ich in “Bat Undead” mehr Arbeit, Zeit und Mühe gesteckt habe als in allem was ich bisher musikalisch fabriziert habe, war es mir besonders wichtig, dass dies auch erkennbar ist. Aus diesem Grund ließ ich unter anderem diesmal auch diverse Probehörer aus unterschiedlichen Musik-Genre vorab drüber hören, um ein Gesamtbild vermittelt zu bekommen. Ich fand heraus, dass die Tracks “The Evil Dead”, “Black Magic” & “Frankenbat’s Munster” besonders gut ankommen. Das sind ebenfalls Tracks, die ich im Zuge dessen nennen würde. Außerdem bedeutet mir “The Curse Of Lugosi” sehr viel, da er Bela Lugosi gewidmet ist, den ich als nach wie vor größten Dracula-Darsteller aller Zeiten betrachte. “Slasher in the Night” verdient auch noch vor allem auf Grund der aus meiner Sicht sehr gelungenen Vocal-Anteile ein besonderes Augenmerk. Ich bin auch sehr stolz auf sämtliche Tracks, die ich in Kooperation mit diversen Gastsängern erstellt habe.

KW: Was meinst Du, wohin Dich Dein musikalischer Weg noch führt?

Bathead: Aktuell bin ich überzeugt, dass Bathead sich mit dem jetzigen musikalischen Konzept sehr gut gefunden hat. Ich arbeite allerdings auch daran einen neuen Drummer ins Projekt für Live-Events fit zu machen und möchte mich subkulturell nicht mehr einschränken, was das Potenzial für Live-Gigs angeht. Ich teile gerne ein Bühne mit Künstlern unterschiedlicher Richtungen und mir bereitet es Freude zu sehen, wenn andere Spaß an meiner Musik und der kleinen Fledermaus-Horror-Show haben. Verbesserungspotenzial und eine Erweiterung der eigenen Künste durch neu zu entdeckende Sounds sehe ich jedoch nach wie vor in künftigen Produktionen, denn man lernt schließlich nie aus. Mit “Demon Machine” betreibe ich allerdings noch ein reines Dark-Electro- / Electro-Industrial-Projekt, welches eine Abstraktion zum Crossover-Weg darstellt, welchen ich mit Bathead eingeschlagen habe.

KW: Wir haben uns ja damals im Getümmel auf dem EBM-Familientreffen kennengelernt. Welche Bedeutung hat diese Szene für Dich und wie beurteilst Du sie?

Bathead: EBM ist für mich nach wie vor eine sehr familiäre Szene, in der ich meine Wurzeln fand und die mir damals die Chance gegeben hat, mich mit meinem Musikprojekt zu etablieren und mich dadurch wachsen ließ. Für die herzliche Annahme sowie den Kontakt zu vielen lieben Leuten aus der Szene bin ich sehr dankbar. Das gleiche gilt jedoch ebenfalls für die Psychobilly-, Horrorpunk- & Gothic-/Wave-Szene, die ich allesamt genauso zu schätzen weiß. Ich denke, dass Bathead trotz Weiterentwicklung seinen EBM-Einschlag nicht verlieren wird und nach wie vor bin ich nicht abgeneigt, auf EBM-Bühnen zu stehen. Diesbezüglich biete ich für die Zukunft auch gern noch ein reines Bathead-EBM-Set ohne Gitarre an, falls dies gewünscht ist.

KW: Zu guter Letzt: Wie sehr brennt es Dir unter den Fingernägeln … sorry: natürlich unter den Flügeln, endlich wieder live auftreten zu können?

Bathead: Ich trete sehr gerne live auf und jeder Auftritt stellt für mich ein großes Highlight dar, auf das ich mich gerne vorbereite. Jedes Konzert hat seinen ganz eigenen Charme und ein ansprechendes Publikum. Somit sehne ich mich wieder sehr stark nach der Bühne, denn in den beiden bisherigen Jahren der Pandemie fiel die Anzahl an Live-Gigs überschaubar mager aus. Es ist noch einiges in Planung und ich hoffe auf das Beste. Allen Club-Betreibern kann ich allerdings nur sagen: Die Fledermaus fliegt auch gern in deine Stadt, wenn du es willst!

KW: Vielen Dank für die wirklich sehr detaillierten Antworten!

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