Review: Cold Showers – Strenght In Numbers

Artikelgrafik: Cold Showers - Strength In Numers Im Oktober 2020, erschöpft von der Isolation, schlug Cold-Showers-Sänger Jonathan Weil seiner Band vor, ihre Autos vollzupacken, ein Haus in der Wüstenwildnis von Joshua Tree zu mieten und eine neue EP aufzunehmen. Das Resultat Strenght in Numbers zeigt, wie ergreifend zeitgenössische Dark-Wave-Musik klingen kann, wenn die Cold Showers ihre Stärken ausspielen.

Review: Strength In Numbers

Übersummation, so nennt man es, wenn das Gesamte mehr ist als die Summe seiner Einzelteile. Genau dieses Phänomen streben die Cold Showers für ihre Musik an.

Der eigenwillige Klang des Releases resultiert aus der einzigartigen Zusammenarbeit der Gruppe, bei der jedes Mitglied verschiedene Parts für jedes Instrument schreibt. Die Band verdeutlicht:

Wir zerlegen einen Song in seine besten Elemente und bauen ihn dann von dort aus neu auf. Diese Methode des “Zerreißens und Neuanfangens” verfeinert jeden Track schrittweise bis zu seiner poetischen Essenz, bis, wie King es ausdrückt, “der Song mehr aus dem Äther zu kommen scheint als von uns.

Konzeptuelle Stringenz

Diese anspruchsvolle Herangehensweise sorgt dafür, dass die unterschiedlichen Impulse, Einflüsse und Instrumente nach langem Kreativprozess zu einer stimmigen Gestalt verschmelzen.

Besonders eingängige Songs sind im mittleren Teil der EP zu vernehmen, sie werden umrahmt von wavigen, teils entschleunigten Klängen mit einer sehr nachdenklicher bis persönlicher Stimmung. Beim Opener How Do You Know This Love? ist zudem ein überraschender Gastauftritt des visionären Rappers Lil B integriert. Musik, die mit Sensitivität dargeboten wird und in Form des abschließenden Epicene mehr als unter die Haut geht.

Genau dazwischen siedeln sich Songs an, die bedeutsam, retrospektiv und immersiv gleichermaßen wirken. Seit 2015 haben die Cold Showers beispielsweise versucht, Silver einzuspielen. In Silver finden sich Stilmittel, die an New Order, Depeche Mode oder Primal Scream gemahnen und dabei eine Art anmutige Entrücktheit vermitteln. Wirklich schön.

Gleichermaßen retro wie zeitgenössisch

Cold Showers, das bedeutet eine alchemistische Mischung aus stimmungsvollem Synthpop, Post Punk, Dark Wave und individueller Songkonstruktion. Der daraus entstehende Sound pulsiert mit einer unheilvollen Energie.

Mal sehr eingängig, fast zum Mitsummen auffordernd: etwa im Refrain von Lock And Key. Jenem Song, der in seinen Hooks kurzzeitig geschickt mit Strangelove von Depeche Mode kokettiert, während das unorthodoxe Nighttime von einem ängstlichen Refrain lebt – und das Unbehagen kultiviert.

Fazit: Wissen kann man es natürlich nicht, aber die Cold Showers klingen im Jahre 2022 nach einigen Umbesetzungen so, als wären sie in ihrer “prime”. Wunderschöne Klänge mit Referenzen zu dem Dark Wave der 80er Jahre sowie gleichzeitig zu elektronischen Acts vom Schlage Depeche Mode oder New Order. Die eigenwillige Herangehensweise, fertige Songs auf das Wesentliche herunterzubrechen und anschließend neu zu definieren, lässt die Highlights Silver und Lock And Key episch und retro klingen. Doch die melodiöse Eleganz vermittelt darüber hinausgehend zeitgenössische Qualitäten. Tolle Herbstmusik im Spektrum von aufwühlend bis weitläufig.

Wertung: 8.5 von 10 Punkten (8.5/10)

Strenght In Numbers Releaseinfos

Interpret: Cold Showers
Release: Juli 2022
Stil: Dark Wave

Tracklisting:
01. How Do You Know This Love (feat. Lil B) 05:07
02. Lock and Key 03:21
03. Silver 03:31
04. Nighttime 02:53
05. Epicene 03:58



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