Review: ELM – Penetrator

Artikelbild: ELM – Penetrator

Artikelbild: ELM – PenetratorEine geballte Ladung Aggression hat das neue Werk des schwedischen Ein-Mann-Projektes ELM an Bord. Penetrator setzt den rohen Sound der EP Steel Hope fort, will mit Struktur und konsequenter elektronischer Härte seine Hörer von den Füßen fegen.

Review: Penetrator

Was ist nicht alles in den letzten Jahren auf fast alle Menschen eingeprasselt: Verrohung, Propaganda, Eskalation auf Social Media, Manipulationsvorwürfe von sowie auf nahezu allen Plattformen, dazu Pandemie und Krieg. Die daraus resultierende Überforderung und Irritation, das ständige “Getriggertsein”, bleibt nicht unbeantwortet.

ELM fängt diesen entgleisten Zeitgeist auf dem neuen Album Penetrator explizit aus seiner Sicht ein. Auf dem dritten Longplayer des Projektes beantwortet der Musiker somit harte Zeiten mit harter Musik.

Zu vernehmen ist ebenso rhythmische wie stringent-harte Maschinenmusik: Es sind die hämmernden Bassläufe, die peitschenden Rhythmen und die aggressiv-schneidenden Vocals, welche Penetrator dominieren. Keine trendigen Bullshitsounds finden den Weg ins Presswerk, die elektronische Kante ist des Künstlers erste Wahl.

EBM für Fans von MCOTM, Spetsnaz oder eben Nitzer Ebb. Klassisch im Aufbau, dabei aber stets modern produziert. Nostalgie spielt keine Rolle, denn Samples, Vocals und roher Sound kennen fast nur den Vorwärtsgang.

Daher beantwortet sich die obligatorische Geschmacksfrage bei der Einschätzung des 2022er Albums von ELM nahezu von selbst. Real Talk: Gefällt der Auftakt von Penetrator, dann folgt der Rest des Silberlings ohne große Umschweife. Und wenn nicht, tja, dann nicht. Wem zudem die Vorab-EP Steel Hope schon zusagte, kann hier bedenkenlos zugreifen.

EBM im konsequenten Vorwärtsgang

ELM lotet die Optionen der direkten EBM aus: Viele Sounds rütteln, schütteln und zerren am Hörer, Sägezahn-Bässe und markige, oftmals repetitive Vocals treiben die Nummern an. Penetrator stellt die Weichen auf Angriff. Stilistisch nie chaotisch im Vortrag, aber in der Konsequenz immer mögliche Zweifel brechend.

Diverse Tracks drücken prompt aufs Tempo. Etwa Rejuvenation, Inquisition oder Shocker – um nur einige zu nennen. Nur wenige Songs zeigen Geduld und bauen sich bis zur Abfahrt sukzessiv auf. Für kleine Varianzen sorgen hingegen die raren Flächen, die dann umso deutlich wahrnehmbar sind. Beispielsweise die fast Laibach-artigen Fanfaren im bohrend-hinterfragenden Vessels Of Violence. Wahrlich herb bis unheimlich in der Wirkung.

Finster wird´s am Steuer von Death Drive, wahrend das bündige Excuses Excuses die Abteilung Attacke personifiziert. Das Highlight mit seiner Minimal-Melodie im Refrain könnte struktur- und soundmäßig problemlos von Spetsnaz in Topform stammen.

Tyomnaya Noch (Dark Is The Night) markiert den klanglichen Ausreißer von Penetrator. Es setzt auf das Szenische der Nacht in gesprochener Form. Einmal Durchatmen bitte.

Material der Bonus-Track-Edition

Die Bonustracks-Edition von Penetrator enthält acht zusätzliche Titel. Dabei vier neue Songs sowie vier ausgetüftelte Remixe, u. a. von Patrick Codenys (Front 242).

Die Extratracks erweitern die klar definierte Stilistik des Werks in sinnvoller Weise: AMOK treibt mittels Sägezahn-Attacke in die Enge, wird seinem Namen gerecht, während Sex Junkie fast lässig-technoide Impulse integriert. Es wirkt im Vergleich fast schon entspannt.

Fazit: Die große stilistische Bandbreite kann und will ELM auf Penetrator nicht zeigen. Es geht um die Verarbeitung von Wut und frustrierenden Erfahrungen der letzten Zeit aus Sicht des Protagonisten. Gewählt wird ein Soundgewand, das der klassischen, klar strukturierten und aggressiven EBM entspringt. Bands wie Nitzer Ebb, MCOTM und Co. stehen Pate. Und genau dieses Leitmotiv setzt der schwedische Musiker ohne Nebensächlichkeiten in eindeutigen Strukturen sowie stets sehr druckvoll produziert um. Gelungener Radau für Fans derartiger Klänge. Highlight: Excuses Excuses.

Wertung: 8.0 von 10 Punkten (8.0/10)

Penetrator (Bonus Track Edition) Releaseinfos

Interpret: ELM
Release: Oktober 2022
Label: Alfa Matrix
Stil: EBM

Tracklisting:
01. Razor Horror 03:24
02. Steel Hope 04:13
03. Outcast 03:09
04. Excuses Excuses 03:05
05. Inquisition 03:19
06. Rejuvenation 03:04
07. Ha-ha-ha-Begär 02:44
08. Shocker 03:40
09. Victim Generation 03:40
10. Vessel of Violence 03:55
11. NWO 03:52
12. Tyomnaya Noch (dark is the night) 04:00
13. Death Drive 03:48
14. Noise 02:17
15. Amok! 03:22
16. Sex Junkie (edit) 03:17
17. Steel Hope (testosterone drive) 05:00
18. Sex Junkie (abuser mix by Patrick Codenys of Front 242) 04:09
19. Sex Junkie (late night mix) 03:31
20. Vessel of Violence (time to pay mix)

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