Review: Neuropa – ‘Plastique People’

neuropa-plastique-people-200x200Scheinbar kommt die Stärkung einer klassisch europäischen Musik vom anderen Ende der Welt, genauer gesagt: Australien. Neuropa machen sich mit Plastique People auf, das seit Jahren etwas verachlässigte Synthiepop-Genre zu stärken.

Neuropa – Plastique People

Wer hätte gedacht, dass ein stilsicheres Statement in Sachen Synthiepop von einer australischen Band kommt? Genau das fabrizieren Neuropa auf ihrem Album Plastique People: klassischen und melodiösen Pop, der mittels elektronischer Klänge flüssig und klar komponiert daherkommt. Erst jetzt erlangt die Band mittels eines Vertrages bei Conzoom Records in Europa mehr Zuspruch, aktiv sind sie bereits seit 1997.

Moderne und technoide Discoklänge bleiben außen vor, im Gegenzug spart man sich übertriebene Nostalgie. Neuropa springen genau in jene Bresche, die Elegant Machinery musikalisch mit ihren besseren Nummern hinterlassen haben.

Purer Synthiepop …

Man sollte sich vom vergleichsweise unspektakulären Beginn von Plastique People nicht ablenken lassen. Neuropa setzen ihr Gespür für feine und leichte Melodien im Verlauf immer konsequenter um.

Stilsicher die Abgrenzung zu nervig-seichten Klängen, die einige deutsche Synthiespieler so gerne überschreiten. Neu erfunden wird hier natürlich nichts, das ist gar nicht der Anspruch. Neuropa hauchen einfacher elektronischer Musik einen flotten, tanzbaren Geist von eleganter Gestalt ein, dessen klare Konturen der jahrelangen Erfahrung der Band geschuldet sind.

Natürlich steigen und fallen die Tracks des Albums bei dieser Art des Sounds mit der Qualität der Songideen. Mit hervortretendem Charakter überzeugen Das Beat Industrialle, das beschwingte The Futurist oder das recht pumpende In The Silence. Neuropa integrieren immer einen kleinen Schuss undefinierte Sehnsucht – nie wirken sie zu dabei zu kitschig.

Einige Stücke spielen mit naiven Elementen (Concrete Fields), die Musik tönt dadurch fast etwas fragil. Lieder, die man guten Gewissens als schön bezeichnen kann.

… mit dosierten Überraschungen

Plastique People sprícht ob der flotten, melodischen Umsetzung wohl Fans von OMD, alten Erasure oder auch Mesh an. Trotz der stringenten Ausrichtung spielen Neuropa ab und an mit unerwarteten Einflüssen: Darkness Remains ist mit einem Gesang unterlegt, wie man ihn eher im Classic Rock vermuten würde. Der Sing-Sang funktioniert überraschend flüssig mit der synthetischen Untermalung und bleibt schnell hängen.

Zur Beruhigung: Der Song Modern Talking enthält keine Referenzen zu geleichnamiger Kombo, er entpuppt sich eher als kleines Popdrama höherer Intensität. Richtig daneben geht Neuropa eigentlich nichts, ungewöhnlich genug für aktuelle Alben. Die schwächeren Stücke passen stilistisch, besitzen bloß nicht eine so markante Ausstrahlung.

Auf der hier besprochenen Expanded Edition finden sich drei Extratracks. Es sind jeweils Maxiversionen, die Neuropa selbst produziert haben. Sie befriedigen damit die verstärkten Fanwünsche nach klassischen 12″ Versionen.

Neuropa halten neben Zynic und den etablierten Szenegrößen De/Vision und Camouflage die Synthiepopflagge hoch. Schon länger wehte sie angesichts ihrer langen Geschichte nicht mehr so lebendig.

Wertung: 8 von 10 Punkten (8/10)

Release Infos

Interpret: Neuropa
Label:conzoom records
Release: 07.10.2011
Stil: Synthiepop

Tracklisting:
01. Plastique People 5:07
02. Renaissance 4:04
03. Das Beat Industrialle 5:17
04. Fashion War 5:07
05. Concrete Fields 4:37
06. Modern Talking 4:28
07. Darkness Remains 3:53
08. Chromakey 5:12
09. Save Us 4:25
10. Nothing Like You 4:27
11. The Futurist 4:04
12. You Feel The Same 3:54
13. In The Silence 3:40
Bonustracks:
14. Darkness Remains (Biosphere Mix) 4:28
15. Modern Talking (Extended mix) 5:56
16. Save Us (Infernal Mix) 5:13

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*