Review: No Sleep By The Machine – ‘2’

no_sleep_by_the_machine_2Auf 1 folgt die 2. Zumindest im hiesigen Universum. Das gilt ebenso für die schwedischen Elektroniker No Sleep By The Machine, die ihre aktuelle EP-Serie mit 2 fortschreiben und dabei ihre Grenzen neu ausloten. Nicht hektisch, aber mit Nachdruck.

No Sleep By The Machine – 2

No Sleep By The Machine meinen ihren einfachen EP-Ansatz durchaus ernst. Die vier Songs sind jeweils mit 2.X nummeriert, die Fortsetzung der ersten EP betonend. 1 strahlte eine gewisse industrielle Distanz aus, versetzt mit ausgearbeiteten Rhythmen und reduzierten Bässen nach kurzer Aufwärmphase eine reizvolle Mischung.

2 baut genau darauf mit weiteren Einflüssen auf, No Sleep By The Machine wechseln nicht komplett ihren musikalischen Ansatz – aber sie variieren und modifizieren diesen nachhaltig.

Von der Basis zur Variation

Die neue EP zeigt früh ein komplexeres Angesicht, dazu tragen reihenweise stimmungsvolle Samples bei, die in bester Skinny Puppy Manier den Nummern eine irritierende bis panische Note verleihen. Die Struktur geht dabei nie verloren, sie ändert allerdings, gleichsam eines lebhaften Chamäleons, gerne die Tonfarbe. Hier passiert was.

Das sperrigste Stück an den Start zu legen, das ist schon mutig. Choice ist schräg. Klinikartige, wütende Vocals schälen sich durch sägende Background-Elemente, ausgearbeitete und wuchtige Rhythmen voller Überraschungen begleiten diese als unausweichliche Taktgeber. Bässe stürmen den Song, entschwinden und weichen fast zarten Flächen. Gebt dem vergleichsweise melodiearmen Opener ruhig ein paar Durchläufe, der Charakter tritt immer deutlicher hervor. Herber Charme, das fällt zu Choice schnell ein.

In It Shelf schraubt die gefühlte Temperatur nochmals herunter. No Sleep By The Maschine offenbaren hier eine Klasse, die sie mit dem Samplerbeitrag Yellow Mica bereits andeuteten. Inmitten temporeduzierter Atempausen voller Zitate siegt in In It Shelf kurzzeitig und mühsam die Schönheit. Ein Schuss melodische Nostalgie, die ob ihrer drohenden Umgebung um so deutlicher hervorsticht. Sie lässt einen tief durchatmen.

Ganz anders kommt The Pit angerauscht. Die Up-Tempo-Nummer für selbigen. Eine dominante und energische EBM-Attacke im treibenden Bass-Rhythmus-Soundgewand. Nie stumpf im Charakter, dafür sorgen kurze Breaks. Sie suggerieren Erholungspausen, die in der nächsten Strophe der immensen Power und den angriffslustigen, leicht effektbesetzten Vocals weichen müssen. Das ist gekonnte Härte, basierend auf klaren Sounds.

Lifeee rundet 2 ab. Charakteristisch der erneut kämpferische Gesang, die Tempowechsel und viele, fast konkurrierend rotierende Sprachfetzen. Ungewöhnlich der technoide Touch des Basslaufs, der aber problemlos und stimmig harmoniert. Trotz stählernem Klangs und treibenden Drums erinnern No Sleep By The Machine dabei passagenweise an Horrorfilm-Soundtracks.

No Sleep By The Machine fordern und belohnen

Natürlich: Wer Musik allgemein nur kurz anspielt und schnellstmöglich Idee und Stimmung erkennen will, der scheitert an No Sleep By The Machine kläglich. Die Songs sind nicht lang oder von Klängen überladen, aber inhaltlich randvoll, viele Details zeigen sich bei wiederholtem Abspielen.

No Sleep By The Machine zementieren mit 2 ihren Ruf als zumindest soundmäßig “getarnte Belgier”. Wer Melodieschübe, variantenreiche Rhythmik und frostige Töne in verschiedenen Ausprägungen spielend vereint, der kann gestrost als große musikalische Hoffnung gelten.

Mehr als ein Hinweis für Fans von Bands wie The Klinik, Vomito Negro und nicht nur aufgrund der Samplewut teilweise auch frühen Skinny Puppy.

Wertung: 9,5 von 10 Punkten (9,5/10) Klangwelt Musiktipp

Release Infos

Interpret: No Sleep By The Machine
Label:Murti Records
Release: 20.11.2011
Stil: EBM

Tracklisting:
2.1 Choice
2.1 In It Shelf
2.3 The Pit
2.4 Lifeee



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