Review: [DE:AD:CIBEL] – ‘Globalized’

deadcibel - globalized cover

deadcibel - globalized cover‘The German Bass Machine’ – so der Slogan von [DE:AD:CIBEL]. Wer nun auf dem zweiten Album Globalized vorschnell reines und aus den Clubs bekanntes Beatgehämmer erwartet, der irrt durchaus. Electro – ja, aber mit vielen bereichernden Facetten.

[DE:AD:CIBEL] – Globalized

[DE:AD:CIBEL] kennt man natürlich auch von Samplern, die viele Spuktechno- und Aggrotechbands featuren (Endzeit Bunkertracks). Um ehrlich zu sein, eher ein Stigma als eine Empfehlung.

Bisweilen wird das Duo vorschnell in diese Ecke abgeschoben, dabei können die Musiker viel mehr.

Globalized, das im November 2013 erscheinende Werk, steckt erfreulicherweise voller Wendungen und Überraschungen.

Komponist und Produzent Armin sowie Sänger und Texter Daniel stehen nach wie vor für wuchtige, bisweilen trendige Electromusik, aber die Grenze zur Aggrotech-Clownerie ziehen sie deutlich.

Noch konsequenter als auf ihrem Debüt stellen [DE:AD:CIBEL] ihre musikalischen Fähigkeiten heraus, versehen typische Stampfer mit unerwarteten und einfach gekonnten Refrains (My Whole Life Is An Error Message, Solar Plexus), musikalischer Dichte und talentierter Soundauswahl.

Unerwartet ist das Stichwort: Selbst wenn dem Hörer/Reviewer mal ein Song nicht zusagt (Stimulation), so können die folgenden Titel des neuen Albums komplett andere Akzente setzen.

Der [DE:AD:CIBEL]-Silberling belohnt jeden, der sich Zeit nimmt, mit starken Momenten.

Variantenreicher Electro

Sicherlich macht die Vielfalt auch angreifbar, die Erwartungen der Hörer variieren bekannterweise, nicht jeder kann/will seine Hörschemata erweitern.

Das scheint aber ein Risiko zu sein, dass [DE:AD:CIBEL] wohlwissend in Kauf nehmen – und genau dieser Mut unterscheidet sie, neben der durchdachten und klaren Produktion, von nicht wenigen 08/15 Electrokollegen.

So umfasst das Album dreizehn auffällig unterschiedliche Titel, inklusive individuell inszenierter Instrumentals: Beat Plastique, Russian Qi und Fuzzy Pictures.

Als richtiger Reißer an der Schnittstelle von EBM und Electro kommt Vanitas daher: Einerseits nüchtern-cool intoniert, sorgen die passgenauen Shouts zusammen mit den knochentrockenen Basssequenzen für reichlich Schub.

Disconnected Child eint zum Ende der CD das elektronische Fundament mit akustischem Gitarrenspiel und geht in seiner nachdenklichen Machart extrem unter die Haut, eine sensible Hymne mit Ohrwurmcharakter. In der Wirkung dem legendären Cinder Child von Dementia Simplex gar nicht so unähnlich.

Soundtrackqualität bietet Globalized ebenfalls: Der Opener Transnational Network überzeugt mit schleppender und dramatisch-endzeitlicher Stimmung. Ein bombastischer Titel, den F.L.A. vermutlich mit dem allseits beliebten Gefällt-Mir-Daumen markieren würden.

Fazit: [DE:AD:CIBEL] sind auf dem Weg: In vielen Momenten sticht ein extrem gutes Gespür für Stimmung und Songwriting hervor. Dies muss eine tanzbare Ausrichtung nicht ausschließen.

Die Band scheint in der Lage zu sein, stagnierender Electromusik einen inhaltlichen Push zu verleihen. Hoffentlich setzt sie ihre Mission fort.

Wertung: 7.5 von 10 Punkten (7.5/10)

Globalized Release Infos

Interpret: [DE:AD:CIBEL]
Label: Bob Media Gmbh & Co. Kg (Soulfood)
Release: 15.11.2013
Stil: Electro

Tracklisting:
1. Transnational Network
2. Vanitas
3. Stimulation
4. Globalized
5. Solar Plexus
6. Rain Of Gold
7. Interculturality
8. Beat Plastique
9. Disconnected Child
10. Self-Fulfilling Prophecy
11. Russian Qi
12. My Whole Life Is An Error Message
13. Fuzzy Pictures

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