Keine gute 80er-Party ohne Billy Idol, diesen Imperativ hat sich die Rock-Ikone mit seinen Klassikern erarbeitet. Jeder Musikfan kennt seine hochgezogene Lippe und das unverwechselbare Äußere. Auch nach seinen ganz großen Hits und dem einschneidenden Motorradunfall im Jahre 1990 blieb Idol aktiv, veröffentlichte starke Singles (Speed) und gelungene Alben. Jetzt – im Sommer 2021 – haut er mit der Ballade Bitter Taste vielleicht einen seiner stärksten Songs raus. Ein Spotlight.
Billy Idol – Bitter Taste von der Roadside EP
Bitter Taste stammt von der am 17.09.2021 erscheinenden Roadside EP, die auf dem Label Dark Horse Records veröffentlicht wird. Sie stellt das erste musikalische Lebenszeichen seit sieben Jahren dar. Butch Walker produziert die Scheibe, mit Steve Stevens trug Idols langjähriger Lead-Gitarrist und Co-Songwriter einen wichtigen Part bei.
Für Billy Idol ist der Song ein Weg, seinen Unfall vor über 30 Jahren aufzuarbeiten. Am 7. Februar 1990 erlitt er bei einem Motorradunfall schwerste Beinverletzungen: fünffacher, teils offener Trümmerbruch, Armbruch sowie diverse Rippenfrakturen. Er war nach dem Missachten von einem Stoppschild in einen LKW gerast.
In Bitter Taste stellt der Künstler dieses Ereignis in einen größeren, metaphysischen Kontext:
Ich glaube, jeder von uns war (während der Pandemie) sehr nachdenklich. Für mich bedeutete es eine logische und ganz natürliche Entscheidung, etwas über meinen Motorradunfall zu schreiben. Ganz sicher hatte der Unfall für mich etwas kathartisches und war so eine Art Moment des Erwachens. Einen Teil von mir habe ich damals an diesem Straßenrand zurückgelassen. Doch am Ende war es nicht unbedingt eine schlechte Sache; es war ein Weckruf. Vielleicht habe ich mich damals am Straßenrand vom respektlosen, jugendlichen Billy getrennt, um so den Weg freizumachen, ein aufmerksamerer Vater und feinfühligerer Musiker zu werden.
100 % Idol
Musikalisch trifft die gediegen-rockige Nummer ins Schwarze, weckt Emotionen: Sie bietet einen vollen, leicht bluesigen Sound, der Idol zu 100 % auf den Leib geschnitten ist. In besonders wehmütigen Momenten tritt eine gelungene Referenz an Chris Isaaks Wicked Game hervor, beide Nummern harmonieren hervorragend.
Doch das Besondere leistet Idols Stimme, welche den griffigen, sehr nostalgischen Refrain direkt aus der Tiefe der Lebenserfahrung vorträgt. Seine Vocals klingen dort zeitlos wie eh und je. Er nimmt den Hörer mit seinem Gesang in eine sehr persönliche Welt des Abschieds und der Erneuerung mit.
Die ruhige, rückblickende Strophe stellt hingegen den reifen Billy Idol mit seiner nun rauen, leicht schnarrenden Stimme vor. Eine stets spürbare Fragilität beendet den Song dann in einer Weise, die sogar an eine weitere Ikone erinnert: Johnny Cash löste mit seinen überragenden, sehr reflektierten letzten Songs ähnliche Vibes aus.
So ein Epos verdient ein hochwertiges, stimmungsvolles Video – und Bitter Taste hat dieses bekommen.
Antworten