Review: And One – ‘Tanzomat’

and one tanzomatDurch die kursierenden Ausschnitte wurde schon viel über Tanzomat, das neue And One Album, diskutiert. Aber: Snippets sind Snippets. Zunächst sticht die sehr gewöhnungsbedürftige Farbe des an der Bodypop CD angelehnten Covers ins Auge. In der Hoffnung, dass eine derartige Reizung des Hörapparates ausbleibt, starten wir den Tanzomat.

And One – Tanzomat

Mutig. Mutig der Auftakt mit Save The Hate. Mutig deshalb, da der Song trotz prägnantem Basslauf unauffällig, ja fast belanglos für einen Opener daherkommt. Immerhin steckt er den Sound ab: And One malen in bekannten Farben, in ‘ihren’ Tönen. Besonders die erste Hälfte, die ‘A-Seite’, des Albums erinnert mitunter an die Bodypop-Phase, immer auf der Suche nach der Essenz, dem großen Gefühl der Popmusik.

Auffällig, dass die Nummern eben nicht so pointiert und eingängig ertönen, wie etwa die Single Military Fashion Show seinerzeit, obgleich sie aufwendiger und variantenreicher umgesetzt sind.

Ein zunächst auffällig braver Tanzomat

Schon bald beschleunigt der Tanzomat: Seven und das launig-charmante Shining Star schrauben an der BPM-Zahl, And One wechseln in den Partymodus und importieren beim funktionalen Dancing In The Factory zu Beginn leicht variiert den Basslauf von Just Can´t Get Enough.

Dennoch beschleicht einen das dissonante Gefühl, dass hier mehr drin gewesen wäre. Um es verdreht malerisch zu sagen: Streicht nicht die Segel, aber bitte mal ein paar Flächen. Butterweich und brav rauben einige Refrains den in der Strophe überzeugenden Ideen (Seven) ihre Stringenz.

Dass Steve Naghavi als gewiefter Vertreter der ausladenden Geste diese Nummern live zelebrieren kann, daran besteht allerdings wenig Zweifel.

Fast überhört man zwischendrin Only Your Dreams. Diese zunächst unauffällige Nummer strahlt einen erdigen und leicht schrägen Unterton aus. Ein getarnter Schleicher, der früh andeutet, was im zweiten Teil des Werkes folgt.

Die “B-Seite” mit gesteigerter Bissigkeit

Eine Wende: Gar nicht mal im Klang, der zeigt sich recht homogen und natürlich gut produziert. And One gewinnen an subtiler Schärfe und rühren kräftigere, gesättigtere Töne an.

Einfache Military Drums verleihen der düsteren und mit dunkel-erzählender Stimme vorgetragenen The Aim Is In Your Head Story eine gefährliche Note. Ein Beitrag mit hohem Repeat-Faktor. Aber jetzt nicht – noch nicht.

“Guten Tag! Mein Name ist Masterhit, ich stehe hier Pate”. And One starten den Frontomat. Aber richtig. Electrocution deckt so gut, dass einige vorausgehende Kritikpunkte übertüncht werden,

Die erneut tief vorgetragenen – und in dieser Konsequenz recht neuartigen – Vocals verleihen dem EBM-nahen Track eine coole, zupackende Note. Und dann, nachdem die Zahnräder eine musikalische Runde vollendet haben, blasen die mit Druck einsetzenden Fanfaren dem Track in bester Masterhit Manier den Marsch.

Electrocution explodiert trotz des angeschlagenen mittleren Tempos vor Dynamik; die eingestreuten Backing Vocals drängen durch dunkel wabernde Basssounds und schleifen dieses Highlight voller Front 242 Referenzen bis zur Perfektion ab. Play it again, Steve.

Das bekannte Sex Drive folgt. Die gradlinige Nummer überzeugte schon auf der Zerstörer EP mit dichter Stimmung, die mittels stampfender Rhythmik an verruchter Tiefe gewinnt.

Dramatische Popmusik?

Nun funktionieren auch die weichen und melodischen Ideen, die – im Gegensatz zum Titel Tanzomat – so gar nicht auf die Clubfloors zielen. Ganz der ergriffene Entertainer, steigert der And One Frontmann die Intensität von Playing Dead bis zum weitläufigen Höhepunkt. Dramatischer Pop, auf dem Album insgesamt sehr massiv vorhanden, in diesem Song aber stark umgesetzt.

Ungewöhnlich und fast zerbrechlich das verstörend vorgetragene And I Love zum Ende der Tanzomat CD. Bis auf ein paar begleitende Sounds verzichtet die Band auf typische Arrangements. Sie setzt damit einen fragilen Farbtupfer auf ein Werk, das sich in seiner Machart und Wirkung pauschalen Urteilen schnell entzieht, dazu ist es zu bunt – mit allen Vor- und Nachteilen.

Fazit: Tanzomat klingt teilweise sehr poppig, auch mal nervend und dann wieder überraschend gut. Ein gemischtes Werk, welches das vorhandene Potential teilweise nicht ausspielt. Da geht mehr und dennoch lohnen sich die Highlights.

Wertung: 6 von 10 Punkten (6/10)

Tanzomat Release Infos

Interpret: And One
Label: Out Of Line
Release: 04.03.2011
Stil: Electropop

Tracklisting:
01 Save The Hate
02 Shining Star
03 Only Your Dreams
04 Dancing In The Factory
05 Angel Eyes
06 Seven
07 The Aim Is In Your Head
08 Electrocution
09 Sex Drive
10 Playing Dead
11 No Song For You
12 And I Love



"

Deine Meinung – antworte mit einem Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert