Review: Visage – ‘Hearts And Knives’

Visage - Hearts And KnivesKnapp 30 Jahre lang war das Einzige, was es von Visage zu hören gab, der Überhit Fade To Grey. Ein Muss auf jeder 80er oder Pop & Wave Party. Natürlich hatten Visage mehr zu bieten. Mit dem neuen Album Hearts And Knives knüpfen sie an “ihren” New Romantic Sound an. Fast nebensächlich, als wäre nichts gewesen.

Visage – Hearts And Knives

Exklusiv sind Reunionversuche ehemaliger 80er Jahre Pop & Wave Helden sicher nicht mehr. Aber dennoch interessant, zeigt die Erfahrung doch, dass die Ergebnisse eher nicht vorhersehbar sind und zwischen erfreulich und frustrierend schwanken.

Visage wollen an damals anknüpfen, ein lauwarmer Aufguss soll es hingegen natürlich nicht sein. Wer steckt 2013 überhaupt hinter der Band? Natürlich die Taktgeber Steve Strange und Steve Barnacle. Dazu kommen aktuell Robin Simon (ex Ultravox Gitarrist) und Lauren Duvall.

Satte 29 Jahre hat das letzte Visage-Album Beat Boy auf dem Buckel. Es lohnt sich daran zu erinnern, dass Fade To Grey zwar die Übernummer von Visage war, die Band meist jedoch organischer klang.

So versucht man auch nicht, den Hit von damals zu kopieren. Dennoch prägen analogen Synthies Hearts And Knives. Es dominiert der Klang der frühen Achtziger, die Vorliebe für eine charmante, gefällige Soundästhetik.

Arbeit statt Programmierung, glaubt man der Promotion, so wurde das Hearts And Knives Album ganz bewusst in bester Visage-Tradition per Hand eingespielt.

Klassisches New Wave Album

New Wave im Herzen. Spürbar in der bisweilen sirupartigen Melancholie, der nahenden Dämmerung mit ihren weitläufig-hallenden Sounds und der daraus resultierenden Stimmung. Ein Erlebnis für (alte?) Fans, manchmal fast rührig, aber doch engagiert vorgetragen.

New Romantic, das war häufig stilisierte und parodierte Schönheit, bisweilen etwas kitschig im Habitus. Genau das beschwören Visage herauf. Ihren Charme haben sie wohl nie verloren, wohl aber lange versteckt. Das versprach schon die Vorab-Single Shameless Fashion, die vor allem durch gekonntes Songwriting und gefälligen Rockeinschlag überzeugte.

Tongebend sind getragene Popsongs, deren bombastische Inszenierung das Glamouröse beschwört, welches lässig mit schnoddrigen Gitarren konkurriert. Überhaupt fällt der relaxte Charakter ins Auge, offensichtlich kein Album, bei dem (Zeit-) Druck für hektische Aktivität sorgte. Das wäre nach fast 30 Jahren Visage-Pause auch mehr als unangemessen.

Aber auch die immer noch mobile Wavepop-Fraktion bekommt mit I Am Watching ihr neonlichtgetränktes Musikfutter.

Fast schade, dass Reizpunkte wie etwa beim scharfzüngigen Diaries Of A Madman nicht häufiger hereinbrechen. Einige Titel ergattern ein gefälliges “nett”, mehr aber nicht (Dreamer I Know).

Wavige Popmusik profitiert von akustischen Widerhaken. Davon hätten es sicher ein paar mehr sein können. Denn die elektronische Bewegung der 80er Jahre hatte in starken Momenten gerne etwas Schräges und Skurilles. Das Verrückte im Mainstream, das Irritierende im Pop.

Dennoch teleportieren Visage den Hörer etwa mit On We Go schnurstracks in eine Zeit, in der neue elektronische Klänge den Herzschlag verdoppelten. Eine satte Ballade zum Zurücklehnen und Träumen. Angenehme Nostalgie, keine Klagemauer.

Visage 2013 – kein Überhit, aber rund im Charakter

Visage erinnern an sich selbst. Die Formation serviert mit Heart And Knives schlichtweg ein rundes New Wave Erlebnis ohne gewagte Ausbrüche.

Geprägt von jenem Sound, für den sie standen und stehen. Ergänzt mit Fashion und Style, dem Hang zu gekonnten Selbstinszenierung. Ein Überhit bietet das Werk nicht, aber angenehmen Fluss mit einigen starken Passagen und Songs.

Wertung: 7.5 von 10 Punkten (7.5/10)

Hearts And Knives Release Infos

Interpret: Visage
Label: Blitz Club Records (rough trade)
Release: 07.06.2013
Stil: New Wave

Tracklisting:
1. Never Enough
2. Shameless Fashion
3. She’s Electric (Coming Around)
4. Hidden Sign
5. On We Go
6. Dreamer I Know
7. Lost In Static
8. I Am Watching
9. Diaries Of A Madman
10. Breathe Life

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