Von Dubstep, Techno, Trance und House über Synthie Pop und Elektropop bis hin zu Disco – elektronische Musik ist vielfältig und umfasst eine ganze Bandbreite von Stilen. Während die meisten Menschen elektronische Musik als Produkt des 21. Jahrhunderts ansehen, existiert sie jedoch seit fast 50 Jahren. Ein Streifzug durch Etappen und Stationen der elektronischen Klangerzeugung.
Entwicklung und Stationen elektronischer Popmusik
Angefangen hat der Trend nämlich schon in den 1960er und 70er Jahren, als vereinzelte Künstler elektronische Instrumente in ihren Songs benutzten. Auch Pop-Rock-Bands wie die Beatles machten in ihren experimentelleren Stücken von Keyboards und Synthesizern Gebrauch. Gleichzeitig verwendeten Komponisten insbesondere in der Filmbranche neuartige Instrumente wie das Theremin. Soundtracks spielen bei der Etablierung elektronischer Musik somit eine gewichtige Rolle.
Der kommerzielle Moog-Synthesizer, der Mitte der 1960er Jahre auf den Markt kam, gilt zum Beispiel als das erste ikonische Instrument der elektronischen Musik. Er legte das Fundament, damit sich die elektronische Musik von einem Nischenprodukt zu einem Mainstream-Wunder entwickeln konnte.
Synthpop und Disco: Die 70er Jahre
Obwohl elektronische Instrumente bereits in den 1960er Jahren verwendet wurden, schaffte es elektronische Musik als Musikstil erst in den 70er Jahren in den Mainstream. Bands wie Kraftwerk – die ikonische westdeutsche Elektropop-Band – führten ihren einzigartigen elektronischen Sound einem empfänglichen Publikum vor.
Kraftwerk kombinierte treibend-maschinelle Rhythmen mit den futuristischen Klängen des Moog-Synthesizers und -Vocoders. Die bandtypische steril-elegant-futuristische Stimmung prägte die Epoche. In den 70er Jahren beeinflusste Kraftwerks interessanter, neuer Sound eine Vielzahl von Musikern und schuf so die Grundlagen der elektronischen Musikszene.
Nach Kraftwerk folgten bald weitere Künstler wie Giorgio Moroder, der für seine Kollaboration mit Daft Punk bekannt ist und elektronische Instrumente in etlichen Disco-Hits verwendete. Große Bands wie Pink Floyd begannen zudem damit, die Möglichkeiten des Samplings zu nutzen, sie integrierten Alltagsgeräusche in ihre Songs (Money). Der kommende Wandel war hör- und spürbar.
Synth-Ära: Die 80er Jahre
Viele von uns verbinden Synthpop vornehmlich mit den Achtzigerjahren. Das von Glanz, Glamour und Exzess geprägte Jahrzehnt war die Blütezeit der elektronischen Musik, da neue Stile wie Pilze aus dem Boden sprossen und sich mit Technologien wie MIDI vermischten. Ob Synthpop, New Wave, Minimal oder sogar Italo Disco, überall dominierte der damals neue Klang. Härtere Derivate wie New Beat und die kämpferische Electronic Body Music stürmten die Tanztempel, verbanden Subkultur und Clubszene.
Auch Videospiele wie Super Mario – das zu den Top 3 Spielen der 80er Jahre gehört – nutzten elektronische Melodien und Soundeffekte, um das Spielerlebnis zu optimieren. Im Gaming-Bereich fruchteten die elektronischen Soundtracks sofort.
Die heute fest verankerten elektronischen Musikstile wie House und Trance erwuchsen aus den Technopop von Kraftwerk und den experimentellen Synth-Sounds der 1980er Jahre. Besonders durch die Clubszene verbreiteten sich auch New-Wave-, Post-Disco- und Synthpop-Stile wie ein Lauffeuer und katapultieren elektronische Musik endgültig in die Mainstream-Charts. Bands wie A-ha und die Pet Shop Boys kombinierten gängige Pop- und Rockmusik mit neuen Sounds, die durch MIDI ermöglicht wurden.
Über all dem thronten natürlich Depeche Mode, sie definierten und prägten die elektronische Popmusik wie kaum eine andere Band, weil Technologie, Soundsampling, Liveperformance, Image und einzigartiges Songwriting perfekt griffen.
Dance: Die 1990er Jahre
Während die 1970er Jahre den Beginn der modernen Dance-Musik markierten und die 1980er Jahre für ihren kommerziellen Durchbruch sorgten, entwickelte sich elektronische Tanzmusik erst in den 1990er Jahren zu einem massiven, bisweilen kaum zu überblickenden Genre, das bis heute Millionen von Fans in seinen Bann zieht.
Dabei entstanden ebenso die unterschiedlichsten Sub-Genres wie Hard House und Techno bis zu Ambient und Experimental. In den frühen 90ern entwickelten sich auch bekannte elektronische Musikgattungen wie Trance und Drum & Bass. Gleichzeitig kehrten die harten Underground-Klänge wie EBM und Industrial in die Nischenclubs zurück. Szene und Partpeople differenzierten sich tendenziell.
Der Markt für melodischen Synthpop zeigte sich relativ stabil: Neben den rockiger agierenden Depeche Mode feierten Erasure und ebenso Projekte wie De/Vision, Static Icon und Mesh Erfolge. 80er Jahre Partys ebneten sich schnell ihren Weg in das Programm vieler Clubs und existierten somit auch im neuen Jahrzehnt.
Zu den einflussreichen elektronischen Hits aus dieser Zeit zählt Halcyon On And On, ein bekannter Ambient-Trance-Track der britischen Band Orbital. Gleichzeitig entwickelte sich Techno von einer Sub-Musikform zu einem Mainstream-Stil, der die Massen in Deutschland und Großbritannien begeisterte. Die Verbreitung von PCs führte auch zur Entwicklung neuer Software wie Fruity Loops (jetzt FL Studio), mit der plötzlich jeder seine eignen elektronischen Tracks produzieren konnte.
EDM-Ära: 2000 bis heute
Um die Jahrhundertwende entwickelte sich Electronic Dance Music (EDM) von einem populären Genre zu einem wichtigen Teil der Mainstream-Musik. Bekannte elektronische Künstler wie Tiësto und David Guetta fingen an, mit Mainstream-Künstlern an gemeinsamen Tracks zu arbeiten und erreichten so Topplatzierungen in den Charts.
Auch Genres wie Dubstep und Trance hatten in den letzten Jahren großen Einfluss auf Mainstream-Popmusik. Von Taylor Swift bis Justin Bieber integrieren viele der bekanntesten Popkünstler von heute die Dubstep-, House- und Trance-Klänge in ihre Songs.
Dabei ist das enorme Wachstums elektronischer Musik besonders auf das Internet zurückzuführen. Die Beliebtheit von Social Media Sites wie YouTube und SoundCloud haben die Verbreitung von neuer Musik unbekannter Künstler um vieles vereinfacht. Berühmte Musikerinnen wie Grimes, deren Songs an Witch House und Synthie Pop erinnern, wurden mithilfe des Internets fast über Nacht zum Star.
Während Dubstep und Electro in unserer heutigen Popmusik fest verankert sind, produzieren viele der berühmtesten Electro-Künstler weiterhin Musik, die nicht auf den Mainstream, sondern auf ein kleines Nischenpublikum ausgerichtet ist. Die Grenzen sind spürbar fließender geworden.
Obwohl elektronische Musik beliebter ist als je zuvor, bleibt sie somit ein Phänomen, welches sowohl im Mainstream als auch in musikalischen Untergrundszenen angesiedelt ist. In der Underground-Szene erlebt der puristische EBM-Ansatz mit Bands wie Spetsnaz und Orange Sector bis zum heutigen Tage ein Comeback, stimmungsvolle Dark Electro Bands kommen vor allem in den letzten Jahren hinzu. Es wird immer weitergehen, denn Musik ist Träger von Ideen, das wussten schon Kraftwerk.
Cooler Artikel, fing echt schon mit Kraftwerk an, das vergisst man immer wieder :DDD
Von Orange Sector habe ich erst vor ein paar Tagen mal von einem Kumpel gehört, lustig das ich jetzt hier davon höre, muss wohl man im Internet nach ihnen suchen und etwas rein hören. Beste Grüße