Review: Confrontational – Under Cover Of Darkness

Cover des Confrontational TributalbumsIm Deckmantel der Dunkelheit modifizieren Confrontational auf ihrem Tributalbum Under Cover Of Darkness Songs namhafter Disco-Protagonisten der 70er und 80er Jahre. Die Auswahl der Songs bewegt sich bewusst an der Grenze von neonfarbenem Pop und aufziehender Dämmerung. Im Verständnis von Confrontational ist dies eine Grenze, welche verbindet. Ihr Überschreiten transformiert die Songs gleichzeitig, verleiht ihnen einen “spooky” Touch.

Confrontational – Under Cover Of Darkness

Um dieses Album zu verstehen, ist es wichtig, in die Gedankenwelt von Confrontational einzutauchen: Für das Projekt ist es Ansporn und Herausforderung zugleich, die Welten von Disco und Darkness zusammenzubringen. Dieses Leitmotiv startet mit Goblin’s Deep Red und endet bei Sabrina Salerno’s Boys – der einende Widerspruch zieht sich durch das gesamte Album.

Acht Chartbreaker aus dem Zweitraum zwischen 1975 und 1987 markieren das handfeste Fundament, welches aus klassischen Dancefloor-Kacheln besteht. Doch die Interpretation durch Confrontational entführt diese Nummern aus der neonfarbene Discowelt in die furchtsame Nacht. Dinge können anders sein, so die übernatürlich anmutende Botschaft.

Stilistisch spielt die Formation mit traditionellen Mitteln aus Dark Wave und Synthpop, integriert aber gleichzeitig charmante bis dunkle Retrosounds aus den Tanztempeln der damaligen Zeit.

Zusammen mit den abwegigen Storylines fallen im Zusammenhang mit Under Cover Of Darkness mitunter Schlagwörter wie Horror Synth. Sie verdichten die Wirkung der Interpretationen.

Wenn die Dunkelheit einfache Popmusik einholt

Fünf der acht Adaptionen holen Gastmusiker an Bord: Adrien Grousset, Cody Carpenter, AMEDEO und Tobias Bernstrup hauchen gängigen Popmelodien die Möglichkeiten des Andersseins – des Abwegigen – ein. Und zwar als Symbiose, nicht als Verdrängung.

Dieser personelle Wechsel am Mikro bzw. an Lead-Gitarre und Synthesizer (Adrien Grousset und Cody Carpenter) markiert ein zweites Grundmotiv auf Under Cover Of Darkness – und garantiert die nötige Abwechslung.

In einigen Momenten gelingt der verbindende Grenzgang zwischen Disco und Finsternis sehr gut: Schon das instrumentale Deep Crimson spiegelt eher die 80er-Jahre-Stimmung der Erfolgsserie Stranger Things, denn fröhliches Discotreiben von damals wider.

Und wenn klassische Autoscooter-Sequenzen plötzlich verwegen klingen, dann macht Happy Children vieles richtig. Die Nummer wirkt griffig und weist neue Schattierungen auf.

Sie wird nur noch von Future Brain – dem Highlight des Albums – getoppt. Nachdenklichkeit, Stimmung und charmante Retrosounds wetteifern um die Gunst des Hörers, führen ihn zurück in die dämmrigen Nischen der Jugend. Der Zeit des Ungewissen.

Tempo und Stolpersteine

Gleichwohl – der ein oder andere Stolperstein schlummert im Dunklen: Egal, in welcher Nuance You’re My Heart, You’re My Soul von Modern Talking dargeboten wird, viele subkulturell orientierte Hörer ergreift hier vermutlich der Fluchtreflex. Confrontational sind gut, doch zaubern können sie nicht.

Don´t Go, der Aufgriff von Yazoo, leidet zudem etwas am fehlendem Stimmvolumen. Alison Moyet können vermutlich nur die wenigsten Sänger und Sängerinnen das Wasser reichen.

Dann lieber das kraft- und temperamentvolle Animal Machine anschmeißen, dessen düster-rockige Gitarren den Puls des Hörers in ungeahnte Höhen treiben. Eine Darbietung, welche sogar 80er- Jahre-Rocker erfreuen dürften und einen schaudernd-wohligen Kick vermittelt.

Summertime Of Love greift das oben erwähnte Boys von Sabrina auf: Sound und die leicht morbiden Vocals von Tobias Bernstrup transformieren das Original in eine Variante aus der schummrigen Anderswelt. Eine echte Überraschung, welche den ursprünglichen Kontext des Songs komplett umdeutet. Der Aufgriff klingt mit unheiligem Glockenspiel aus.

Fazit: Wen man im Schutz der Dunkelheit doch so alles trifft: Confrontational holen alte Disco-Bekanntschaften der 70er und 80er Jahre zurück. Und wenn diese sich die Hände schütteln, dann an der Grenze zwischen poppiger Lebensfreude und düsterer, nahezu übernatürlicher Nostalgie von früher. Das Tribut weist neben explizite Stärken zwar auch ein paar schwächere Momente auf, doch diese beeinträchtigen das insgesamt spannende Gesamtkonzept nicht all zu sehr. Es könnte vieles anders ein – hört selbst.

Wertung: 7.5 von 10 Punkten (7.5/10)

Under Cover Of Darkness Release Infos

Interpret: Confrontational
Label: SynthStorm Records
Release: Februar 2020
Stil: Retro 80s/Synthpop/Dark Wave

Tracklisting:

01. DEEP CRIMSON 03:21
02. HAPPY CHILDREN (feat. Adrien Grousset) 04:34
03. FUTURE BRAIN (feat. Cody Carpenter) 04:54
04. ESCALATOR OF LIFE 04:29
05. YOU’RE MY HEART (feat. AMEDEO) 05:11
06. STRANGER EYES (feat. Cody Carpenter) 04:35
07. ANIMAL MACHINE (feat. Adrien Grousset) 04:17
08. DON’T GO 03:46
09. SUMMERTIME LOVE (feat. Tobias Bernstrup) 04:00



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